Experten rechnen in diesem Jahr mit vielen FSME-Infektionen
Milde Winter begünstigen Zeckenaktivität und erhöhen das Risiko für FSME-Infektionen.
Experten rechnen in diesem Jahr mit vielen Infektionen mit der von Zecken übertragenen Krankheit FSME. Die Zecken seien aufgrund milderer Winter inzwischen ganzjährig aktiv, erklärten sie am Dienstag an einer Medienkonferenz der Universität Hohenheim (D). Auch in der Schweiz bleibe die Lage bezüglich der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) angespannt, hiess es in einer Mitteilung zur Medienkonferenz anlässlich des nächste Woche startenden Süddeutschen Zeckenkongresses.
Es habe dieses Jahr bereits erste Infektionen gegeben, berichtete Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. «Bei einem Vorlauf von vier Wochen bis zur Diagnose muss die Infektion mitten im Winter stattgefunden haben – Zecken haben also keine Winterpause mehr, das FSME-Geschehen verlagert sich nach vorn.» Darüber hinaus sei zu beobachten, dass in letzter Zeit alle zwei Jahre eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet werden und nicht, wie in der Vergangenheit, alle drei Jahre.
Zunehmende Tendenz trotz jährlicher Schwankungen
Auch im Jahr 2024 sei dies zu erwarten. Insgesamt ging die Zahl der FSME-Infektionen in Deutschland – wie auch in der Schweiz – im vergangenen Jahr laut Experten zwar zurück, dieses ist demnach aber lediglich eine Art Ausreisser. Die generelle Entwicklung weise eindeutig in eine andere Richtung. «Diese Zahlen täuschen», erklärte Rainer Oehme, Laborleiter des baden-württembergischen Landesgesundheitsamts, bei der Veranstaltung.
«Infektionszahlen unterliegen immer jährlichen Schwankungen, doch der längerfristige Trend zeigt deutlich nach oben», betonte der Experte. FSME ist eine virusbedingte Hirnhaut- oder Gehirnentzündung, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Es gibt eine Impfung dagegen.
Die Experten warnten am Dienstag zudem vor einer hohen Dunkelziffer. Dabei verwiesen sie auf Ergebnisse einer Untersuchung von Mikrobiologen der Universität der Bundeswehr in München. Diese untersuchten das Blut von Blutspendern mit neuen Verfahren auf Antikörper durch nicht erkannte Ansteckungen. Demnach waren Infektionen in der Region siebenmal häufiger, als bislang angenommen worden war.