Expertin bezweifelt Macrons Pläne für Notre-Dame-Aufbau
Die Flammen schlugen aus dem Dachstuhl, ein Turm und Teile der Gewölbe stürzten ein. Doch für Frankreich steht ausser Frage: Notre-Dame soll aus den Trümmern wiedererstehen. An der Umsetzung der Plänen gibt es jedoch Zweifel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die deutsche Koordinatorin für Hilfe beim Wiederaufbau von Notre-Dame sieht einen kompletten Wiederaufbau der schwer beschädigten Pariser Kathedrale innerhalb von fünf Jahren skeptisch.
«Ich werde nicht dem französischen Staatspräsidenten widersprechen. Das tut man nicht», sagte die frühere Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner nach einer Besichtigung der Kathedrale am Dienstagabend in Paris. Aber erst wenn die Schadensanalyse vorliege, könne man überhaupt Aussagen zu Kosten und Dauer des Wiederaufbaus treffen. «Alles andere ist pure Fantasie.» Es komme auch darauf an, was man unter «fertig» verstehe, erklärte sie. In fünf Jahren könne man etwa mit einer Zwischendecke den Innenraum wieder nutzbar machen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte nach dem verheerenden Brand vor zwei Wochen versprochen, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wiederaufzubauen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte Schock-Werner nach dem Brand zur Koordinatorin der Hilfe deutscher Experten beim Wiederaufbau ernannt. Sie ist Architektin und Kunsthistorikerin - und war von 1999 bis 2012 Dombaumeisterin des Kölner Doms.
«Innen sieht es natürlich grauenhaft aus», sagte Schock-Werner nach dem Besuch der Kathedrale. Zwei Stützpfeiler im Inneren seien völlig ausgeglüht, ihre Schale «bröselig wie Zucker». Und weiter: «Der Architekt gibt zu, dass sie nicht wissen, ob die Gewölbe, die noch oben sind, wirklich da oben bleiben.» Davon, ob man die Gewölbe erneuern müsse, hänge auch massgeblich die Dauer des Wiederaufbaus ab.
Mit Blick auf die Debatte, ob der zerstörte Vierungsturm wieder originalgetreu aufgebaut werden soll, erklärte die Expertin, man dürfe nicht zu sehr nach dem Zeitgeschmack gehen. Der neue Turm werde schliesslich sehr lange stehen. Letztlich sei es aber eine Entscheidung der Franzosen, wie die Kathedrale wiederaufgebaut werde.