EZB-Vize geht von weiterhin erhöhter Inflation aus
Der EZB-Vizepräsident Luis de Guindos geht davon aus, dass die Inflation im Euroraum auch in den nächsten Monaten höher als erwünscht bleiben wird.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos sieht die Euro-Währungshüter in ihrem Kampf gegen die hohe Teuerung noch nicht am Ziel. «Die Inflation ist deutlich zurückgegangen, dürfte aber noch zu lange zu hoch bleiben, und der inländische Preisdruck ist nach wie vor stark», sagte de Guindos am Montag bei der Eröffnungskonferenz der «Euro Finance Week» in Frankfurt.
«Wir werden daher dafür sorgen, dass unsere Leitzinsen so lange wie nötig auf einem ausreichend restriktiven Niveau festgesetzt werden.»
Leitzins zehnmal in Folge angehoben
Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen im Euroraum seit Juli 2022 zehnmal in Folge angehoben. Bei ihrer jüngsten Sitzung im Oktober hatten die Währungshüter auf eine weitere Zinserhöhung verzichtet. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Zentralbank besorgen könnten, liegt mittlerweile bei 4,5 Prozent.
EZB rechnet mit kurzfristiger Erhöhung der Inflationsrate
Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Für Oktober hatte Eurostat eine Rate von 2,9 Prozent errechnet. «Wir erwarten in den kommenden Monaten einen vorübergehenden Wiederanstieg der Inflation, da die Basiseffekte des starken Anstiegs der Energie- und Lebensmittelpreise im Herbst 2022 aus der Jahresberechnung herausfallen», sagte de Guindos. Die EZB gehe aber davon aus, dass der Abwärtstrend mittelfristig anhalte.
Geopolitische Spannungen bringen Unsicherheit mit sich
Allerdings blieben die Energiepreise «angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der Auswirkungen der fiskalischen Massnahmen eine grosse Unsicherheitsquelle. Das Gleiche gilt für die Lebensmittelpreise, die aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen und der sich ausweitenden Klimakrise ebenfalls unter Aufwärtsdruck geraten könnten», sagte der EZB-Vizepräsident.