Festnahmen in Istanbul nach Protest-Tanz gegen Frauengewalt
Die Polizei hat in Istanbul bei einer Kundgebung, bei der die Tanz-Performance von «Las Tesis» aus Chile aufgeführt wurde, mehrere Demonstranten festgenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Polizei hat in der türkischen Metropole Istanbul mehrere Demonstranten festgenommen.
- Diese hatten bei einer Kundgebung gegen Frauengewalt eine Tanz aufgeführt.
- Der Tanz stammt von der feministischen Gruppe «Las Tesis» aus Chile.
Nach einer Protest-Performance gegen Gewalt an Frauen hat die Polizei in der türkischen Metropole Istanbul mehrere Demonstranten festgenommen. Zahlreiche Frauen hatten am Sonntag von Polizisten umringt eine Art Tanz aufgeführt. Der Tanz stammt ursprünglich von der feministischen Gruppe «Las Tesis» aus Chile.
Dort hatten ihn die Aktivistinnen am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen Ende November aufgeführt. Seitdem geht der Protest-Tanz um die Welt. Ähnliche Aufführungen gab es in Madrid, Mexiko-Stadt, in Berlin, Hamburg, Amsterdam, Paris und London.
Die Performance fand am Fähranleger auf der asiatischen Seite von Istanbul statt. Die Vorsitzende der Organisation «Wir werden Frauenmorde stoppen», Fidan Ataselim, sei auch festgenommen worden. Dies teilte die Plattform «Kadin Meclisleri» (Frauenräte) auf Twitter mit.
Die Frauen riefen etwa: «Vergewaltigungen, unbestrafte Mörder, fragwürdige Todesfälle. Frauenmorde - es ist nicht meine Schuld, egal wo ich bin, egal was ich anhabe, es ist nicht meine Schuld.» Und weiter: «Der Vergewaltiger bist du», wie auf Videos zu sehen war.
Mehrere Fälle sorgten für Aufschrei in der Türkei
Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei ein verbreitetes Problem. Im August hatte der Mord an Emine Bulut für grosses Aufsehen gesorgt. Ihr Ex-Mann hatte die Frau vor den Augen ihrer zehnjährigen Tochter in einem Restaurant im zentralanatolischen Kirikkale erstochen. Der Täter wurde inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt.
Lebenslänglich erhielt vergangenen Mittwoch auch ein 34-Jähriger Mann, der die Studentin Sule Cet vergewaltigt und dann vom 20. Stockwerk eines Hochhauses gestossen hatte. Frauenorganisationen kritisieren, dass Vergewaltiger und Mörder in vielen Fällen mit einer geringen Strafe davonkommen oder straffrei bleiben.