Finnland untersucht Rolle von 1400 Freiwilligen im Zweiten Weltkrieg
Fast 1500 finnische Freiwillige haben während dem Zweiten Weltkrieg einem Bataillon der Waffen-SS gedient. Nun soll die Rolle der Kämpfer untersucht werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Finnland untersucht die Rolle von 1400 Freiwilligen während dem Zweiten Weltkrieg.
- Man will herausfinden, inwieweit die Einheit «Wiking» an den Gräueltaten beteiligt war.
Finnland untersucht die Rolle von mehr als 1400 finnischen Freiwilligen in der SS-Einheit «Wiking» bei Gräueltaten während des Zweiten Weltkriegs. Die Untersuchung erfolge auf Bitte des Wiesenthal-Zentrums, sagte Jussi Nuorteva, Leiter des finnischen Nationalarchivs, heute in Tel Aviv. Einen Bericht mit Schlussfolgerungen wolle man im Februar auf Englisch veröffentlichen.
Nach dem Verlust von Gebieten im «Winterkrieg» 1939-1940 gegen die Sowjetunion kämpfte Finnland 1941 an der Seite Deutschlands gegen die UdSSR. 1408 finnische Freiwillige hätten in den Jahren 1941 bis 1943 in einem Bataillon der Waffen-SS gedient, sagte Jussi Nuorteva. 80 Prozent hätten vorher dem finnischen Zivilschutz angehört, ein grosser Teil sei 17 bis 19 Jahre alt gewesen.
Viele gehörten dem rechten Rand des politischen Spektrums an. Nur wenige hätten jedoch die NS-Rassentheorien unterstützt. Sie hätten vielmehr eine militärische Ausbildung für einen künftigen Krieg mit der Sowjetunion angestrebt. 256 von ihnen seien getötet und 686 verletzt worden. Acht der Freiwilligen seien heute noch am Leben. «Die Offenlegung der Informationen schafft die Basis für ein besseres Verständnis unserer Vergangenheit», sagte Jussi Nuorteva. Der «Nazi-Jäger» Efraim Zuroff habe im Januar um die Studie gebeten; im Mai sei dann das Nationalarchiv damit beauftragt worden.
Gräueltaten auch von Finnen verübt?
Zentrale Frage der Untersuchung ist, in wieweit die finnischen Freiwilligen an Verbrechen gegen Juden, andere Zivilisten und Kriegsgefangene in der Ukraine und im Kaukasus beteiligt waren. SS-Truppen hätten dort Zehntausende von Menschen umgebracht, sagte Jussi Nuorteva. Besonders schlimme Vorfälle hätten sich in Lemberg (UKR) ereignet. Quelle der Untersuchung seien 75 Tagebücher der Finnen, aber auch Dokumente aus deutschen Archiven und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.
Eine Strafverfolgung der letzten lebenden Mitglieder der Einheit sei aufgrund der Beweislage äusserst schwierig, sagte Efraim Zuroff. «Mir ist vor allem die historische Wahrheit wichtig», erklärte er. «Heute müssen wir gegen eine verzerrte Darstellung des Holocausts kämpfen, vor allem in Osteuropa.»