Eigentlich sollte sich das Chaos-Jahr 2018 für die europäische Luftfahrt nicht wiederholen. Zumindest für den Bereich der Flugsicherung sehen die Beschäftigten aber schwarz.
Die Fluglotsen sorgen sich um die niedrige Zahl der Ausbildungsplätze für neue Mitarbeiter. Foto: Frank Rumpenhorst
Die Fluglotsen sorgen sich um die niedrige Zahl der Ausbildungsplätze für neue Mitarbeiter. Foto: Frank Rumpenhorst - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Flugausfälle und Verspätungen werden nach Einschätzung der Fluglotsengewerkschaft GdF auch in diesem Sommer den Passagieren das Reisen schwer machen.
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Bei der Deutschen Flugsicherung (DFS) werde sich die Situation im Vergleich zum bereits kritischen Vorjahr noch einmal verschlechtern, hiess es einer am Donnerstag verbreiteten Erklärung der Gewerkschaftsführung. Daran änderten auch geplante Umwege für tausende Flüge und Verlagerungen in andere Lufträume nichts.

Gewerkschaftschef Matthias Maas hielt der bundeseigenen DFS schwere Versäumnisse bei der Personalplanung vor. So sei entgegen der Ankündigungen beim nationalen Luftfahrtgipfel im vergangenen Herbst die Zahl der Ausbildungsplätze für neue Lotsen bislang nicht erhöht worden. Auch gebe es keine Verhandlungen mit der Gewerkschaft, wie die aktuellen Lücken geschlossen werden könnten.

Die DFS erklärte hingegen, dass sie ihre Ausbildung deutlich erweitert habe. Zu rund 2000 aktiven Lotsen kämen 213 in der Ausbildung und 122 Anfänger im laufenden Jahr, teilte das Unternehmen mit. Damit sei man am Maximum, was die Flugsicherungsakademie und die Niederlassungen leisten könnten.

Nach Berechnungen der GdF reichen die neuen Kräfte aber nicht, um die Altersabgänge bis 2024 auszugleichen. In den kommenden fünf Jahren hörten zwischen 400 und 700 Lotsen auf, erklärte Tarifvorstand Markus Siebers. Bereits jetzt fehlten rund 200 Lotsen für den deutschen Luftraum. Nach seiner Darstellung dauert es vier bis fünf Jahre, bis ein Lotsenschüler tatsächlich einsetzbar ist.

Siebers verlangte von der DFS eine langfristige Ausbildungsplanung, die nicht nach kurzer Zeit gleich wieder nach unten gefahren werde. Dann könne man auch über kurzfristige Massnahmen wie zusätzliche Überstunden sprechen. Er bestritt, von der Geschäftsleitung ein offizielles Verhandlungsangebot zu diesem Thema erhalten zu haben. Die DFS erklärte hingegen, dass die GdF wirtschaftlich nicht vertretbare Forderungen aufgestellt habe.

Die Lufthansa sieht sich nach Angaben eines Sprechers vor massiven Mehrkosten und Umplanungen. Unter anderem auf Initiative der DFS plant Eurocontrol als europäische Netzkoordination im Sommer die Verlagerung von rund 100.000 Lufthansa-Flügen in niedrigere Lufträume, weil im obersten Luftraum die Kapazitätsgrenze erreicht sei.

Auch würden Umwege durch weniger genutzte Sektoren geplant. Beides verlängere die Flugzeiten und erhöhe Kerosinverbrauch wie die die CO2-Belastung, erklärte der Konzernsprecher. Der Planungsprozess sei aber noch nicht abgeschlossen. Der Dax-Konzern verwies auf eigene Anstrengungen mit zusätzlichem Personal und mehr Reserve-Jets, um im kommenden Sommer einen flüssigeren Betrieb zu gewährleisten.

Die Gewerkschaft der Flugsicherung kritisierte erneut, dass die EU weiterhin sehr langfristig ihre Verkehrsprognosen erstellt, an die auch die Personalplanung der nationalen Flugsicherungen gekoppelt wird. Zuletzt hatten die auf fünf Jahre gerichteten Prognosen deutlich unterhalb dem tatsächlichen Wachstum des Luftverkehrs gelegen. Dieses System hat auch DFS-Chef Klaus-Dieter Scheurle schon mehrmals kritisiert.

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