Forderung vor britischer Wahl: Niedrigere Biersteuer gegen Pubsterben

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Grossbritannien,

Pubs sind in Grossbritannien eines der Wahrzeichen und auch bei Touristen beliebt. Doch es gibt immer weniger Lokale. Der Branchenverband will gegensteuern.

Brexit
Boris Johnson (r), Premierminister von Grossbritannien, steht hinter der Bartheke der Lych Gate Tavern und trinkt ein Bier während er sich mit Militärveteranen trifft. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Den Briten sterben die Pubs aus.
  • Nun soll die Politik mit tieferen Steuern gegensteuern.

Im Kampf gegen das Pubsterben im Vereinigten Königreich fordert die britische Getränke- und Gaststättenbranche eine niedrigere Biersteuer. «Eine geringe Steuersenkung würde die Bierpreise bezahlbar halten und Investitionen in die Branche ankurbeln», betont die British Beer & Pub Association (BBPA) in ihrem Forderungskatalog zur Parlamentswahl am 12. Dezember.

70 Prozent der verkauften Getränke in Pubs sind Biere. Mit 0,35 Euro je 0,33-Liter-Flasche ist die Biersteuer im Vereinigten Königreich die dritthöchste in der EU. «Sie ist elf Mal höher als beispielsweise in Deutschland», so der Verband.

Forderung vor britischer Wahl: Niedrigere Biersteuer
Ein Pubbesucher trinkt in London ein Bier. Im Kampf gegen das Pubsterben im Vereinigten Königreich fordert die britische Getränke- und Gaststättenbranche eine niedrigere Biersteuer. - dpa

«EU-weit zahlen wir 40 Prozent der Biersteuer, aber trinken nur 12 Prozent des Biers.» Eine Petition sei bereits von etwa 220'000 Menschen unterzeichnet worden.

«Unerlässlich für Kultur und unsere Lebensart»

«Pubs und Bierbrauen sind nicht nur unerlässlich für die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs, sondern auch für unsere Kultur und unsere Lebensart», sagte BBPA-Chefin Emma McClarkin. «Die künftige Regierung muss das anerkennen und ein Umfeld schaffen, in dem sich die Branche entwickeln kann.» Dazu zähle auch, die Abgabenlast für die Pubs abzubauen.

Im Vereinigten Königreich ist die Zahl der auch bei Touristen beliebten Pubs in den vergangenen 20 Jahren von rund 60 000 auf etwas mehr als 48'000 gesunken. Die BBPA macht dafür vor allem die hohen Steuern verantwortlich, aber auch veränderte Trink- und Freizeitgewohnheiten sowie das seit 2007 geltende Rauchverbot.

Jeder Einwohner trinkt etwa 108 Flaschen Wein pro Jahr

Kritiker weisen indes darauf hin, dass im Vereinigten Königreich jeder Einwohner ab 15 Jahre bereits jetzt 9,7 Liter reinen Alkohol pro Jahr konsumiere – das entspricht etwa 108 Flaschen Wein. Das sei ein Liter mehr als der Durchschnitt der 36 Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). In Deutschland wurde ein noch höherer Wert von 10,9 Litern reinem Alkohol gemessen.

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Gäste einer Beiz trinken Bier. - dpa

Vor allem die Entwicklung bei den Menschen im Alter von mehr als 65 Jahren in Grossbritannien sei alarmierend, sagte der Experte Tony Rao unlängst der Zeitung «The Telegraph». In dieser Gruppe habe sich die Zahl der Menschen, die sich einer Alkoholtherapie unterziehen, innerhalb eines Jahrzehnts verdoppelt.

Der BBPA war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auf seiner Internetseite verweist der Verband darauf, dass er sich an Kampagnen für verantwortungsvolles Trinken beteiligt.

Künftige Regierung müsse Pub-Kultur unterstützen

Eine weitere Stärkung der britischen Pub-Kultur erhofft sich der Branchenverband vom Tourismus. Die Gaststätten seien wiederholt von Besuchern als eine der Top-Attraktionen eines Urlaubs in Grossbritannien genannt worden, heisst es in dem Forderungskatalog. Dies müsse die künftige Regierung unterstützen.

Und schliesslich seien Pubs nicht nur als Gaststätten von Bedeutung. «In vielen Dörfern, Gemeinden und Städten im ganzen Vereinigten Königreich sind Pubs nicht nur ein Ort zum Essen und Trinken, sondern dienen als Poststelle, Bücherei, Laden oder in irgendeiner anderen Weise.»

Sorgen bereitet dem BBPA jedoch der geplante Brexit. Die nächste Regierung müsse eine Beziehung mit der Europäischen Union aufbauen, die den «nahtlosen» Handel mit Bier ermögliche, so die Forderung. Wichtig sei dafür ein Freihandelsabkommen mit der EU; zudem dürfe es keine unterschiedlichen Standards etwa bei der Lebensmittelsicherheit geben.

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