Frankreich ermittelt nach Foltervorwürfen gegen Interpol-Chef
Wegen Foltervorwürfen von zwei Briten ermittelt die französische Justiz gegen den Interpol-Chef Ahmed Nasser al-Raisi.
Das Wichtigste in Kürze
- Ahmed Nasser al-Raisi ist seit November Chef der internationalen Polizeiorganisation.
- Nun ermittelt die französische Justiz gegen ihn.
- Ihm wird Beihilfe zu Folter vorgeworfen.
Frankreichs Antiterror-Staatsanwaltschaft hat nach Foltervorwürfen zweier Briten Ermittlungen gegen Interpol-Chef Ahmed Nasser al-Raisi aufgenommen. Ein Untersuchungsrichter ermittele seit Ende März wegen mutmasslicher Beihilfe zur Folter, hiess es am Mittwoch aus Justizkreisen. Die französische Justiz hatte zuvor in einem anderen Fall bereits Vorermittlungen wegen des Verdachts auf Folter gegen al-Raisi eingeleitet.
«Ich hatte lange befürchtet, dass al-Raisi und seine Männer, die mir das angetan haben, straffrei davonkommen.» Das sagte Ali Issa Ahmad am Mittwoch nach seiner Aussage vor dem zuständigen Untersuchungsrichter in Paris. Der Brite wirft al-Raisi vor, als Generalinspektor des Innenministeriums der Vereinigten Arabischen Emirate für die Folter verantwortlich gewesen zu sein. Dieser sei er 2019 in den Emiraten in Haft ausgesetzt worden.
Al-Raisi seit November an Spitze der Interpol
Die französische Justiz kann auch schwerwiegende Verbrechen ahnden, die ausserhalb Frankreichs begangen wurden. Dies, wenn sich die mutmasslichen Täter in Frankreich befinden. Al-Raisi soll seit Anfang des Jahres mehrfach in Lyon gewesen sein, wo Interpol seinen Sitz hat.
Al-Raisi war im November an die Spitze der internationalen Polizeiorganisation gewählt worden. Menschenrechtsorganisationen hatten vergeblich gegen die Personalentscheidung protestiert. Dem Interpol-Präsidenten kommt eher eine symbolische Rolle zu, die wichtigsten Entscheidungen fällt die Generalversammlung aus Vertretern der Mitgliedstaaten. Generalsekretär der Organisation ist der Deutsche Jürgen Stock.