Frankreich lässt Ermittlungen wegen Völkermordes in Ruanda fallen
1994 kam es in Ruanda zum Völkermord mit 800'000 Toten. Nun will Frankreich nicht mehr ermitteln.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ermittlungen von Frankreich gegen Ruanda führten zu Spannungen.
- Heute Mittwoch liess Frankreich die Ermittlungen fallen.
Frankreich lässt seine Ermittlungen wegen des Völkermordes in Ruanda 1994 fallen. Dies verlautete heute Mittwoch aus Justizkreisen in Paris. In dem Verfahren waren sieben Vertraute des ruandischen Präsidenten Paul Kagame angeklagt.
Bereits im Oktober hatten Ermittler für eine Einstellung plädiert, da die Beweise gegen die Ruander unzureichend seien. Der Fall sorgt seit 20 Jahren für diplomatische Spannungen zwischen Paris und Kigali.
Die französischen Ermittler gingen dem Anschlag auf den damaligen ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana nach. Der Abschuss von Habyarimanas Flugzeug und sein Tod 1994 waren Auftakt des Völkermordes. Bei Massakern in dem ostafrikanischen Land wurden mindestens 800'000 Angehörige der Volksgruppe der Tutsis getötet, aber auch moderate Hutus. Nach dem Völkermord kam der Tutsi Kagame an die Macht.
Berufung gegen Entscheidung
Der Anwalt der Witwe Habyarimanas, Philippe Meilhac, sagte der Nachrichtenagentur AFP heute Mittwoch, er werde Berufung gegen die Entscheidung der Justiz einlegen. Die Ermittlungen in Frankreich waren 1998 aufgenommen worden, da bei dem Angriff auch der französische Pilot der Maschine ums Leben kam.
Ein französischer Untersuchungsrichter kam zum Schluss, dass Vertraute des früheren Rebellenführers Kagame hinter dem Anschlag standen und erliess 2006 deshalb mehrere internationale Haftbefehle gegen die Vertrauten des heutigen Staatschefs und ranghohe Militärs. Die ruandische Führung brach daraufhin vorübergehend ihre diplomatischen Beziehungen zu Frankreich ab.
Eine ruandische Kommission kam 2009 zum Schluss, dass Hutu-Extremisten für den Anschlag auf Habyarimana verantwortlich waren. Die Regierung in Kigali wirft Frankreich ihrerseits vor, ruandische Armeeeinheiten ausgebildet zu haben, die sich später am Völkermord beteiligten.