Ganz London nun Umweltzone – Kritik von konservativer Regierung
Fast 700'000 Fahrzeuge müssen künftig draussen bleiben – oder Geld für die Fahrt bezahlen: Die britische Regierung erklärt die Hauptstadt zur Umweltzone.
London wurde von der britischen Regierung zur Umweltzone erklärt. Dadurch müssen 700'000 Fahrzeuge künftig draussen bleiben.
Bürgermeister Sadiq Khan verteidigte sein Vorgehen. Nicht nur die Menschen in der Innenstadt, sondern alle Londoner hätten ein Recht auf saubere Luft, sagte der Politiker der sozialdemokratischen Labour-Partei der BBC.
Dem Sender Times Radio sagte Khan, es handele sich weder um eine Anti-Auto- noch um eine Anti-Autofahrer-Politik. 90 Prozent aller Fahrzeuge erfüllten schon die Abgas-Vorgaben, die zur kostenlosen Einfahrt berechtigen. Für Umrüstungen oder Neukäufe stehen 160 Millionen Pfund bereit.
Touristen müssen sich vorher anmelden
Neuerdings dürfen nur noch Fahrzeuge kostenlos nach und durch London fahren, die bestimmte Emissionsstandards erfüllen. Derzeit erfüllen schätzungsweise 690'000 Fahrzeuge allein in London die Vorgaben nicht. Ihre Fahrer müssen nach den neuen Regeln täglich 12,50 Pfund (13,94 Franken) bezahlen.
Andernfalls werden bis zu 180 Pfund Strafe fällig. Auch Touristen müssen aufpassen: Selbst wenn ihre Fahrzeuge umwelttauglich sind, müssen sie sich vorher anmelden.
Verkehrsminister Mark Harper warf Khan vor, er wolle mit der Ausdehnung der Ulta-Low Emission Zone (ULEZ) das Haushaltsloch der Hauptstadt stopfen. «Es geht nicht um Luftverschmutzung, es geht um eine Geldbeschaffung», sagte Harper dem Sender GB News.
Kritik, um Wählerstimmen zu gewinnen
Die Londoner Umweltzone war vom damaligen konservativen Bürgermeister Boris Johnson beschlossen worden. Nach Ansicht von Beboachtern kritisieren die Tories von Premierminister Rishi Sunak nun die Ausdehnung so scharf, um bei der für 2024 geplanten Parlamentswahl Stimmen von Autofahrern zu gewinnen.
In Umfragen liegt Labour derzeit klar in Führung. In London haben wiederholt Anwohner gegen die Ausweitung protestiert. Etwa 300 Überwachungskameras wurden in den vergangenen Monaten zerstört oder gestohlen.