Selenskyj wehrt sich nach Eingreifen in Geiseldrama in der Ukraine gegen Kritik
Nach dem unblutigen Ende der Geiselnahme in einem Bus in der Ukraine hat sich Präsident Wolodymyr Selenskyj gegen Kritik an seinem Eingreifen in das Drama gewehrt.
Das Wichtigste in Kürze
- Präsident war für unblutiges Ende Forderung von Geiselnehmer nachgekommen.
«Wir haben ein gutes Ergebnis - alle leben noch», erklärte der Staatschef am Mittwoch. Zuvor hatte er am Dienstagabend mit dem Täter gesprochen und war dessen Forderung nachgekommen, für einen Tierschutzfilm zu werben. Daraufhin liess der Täter alle 13 Geiseln unversehrt frei.
Nach rund zwölfstündigem Nervenkrieg ergab sich der Täter am späten Dienstagabend nach dem Telefonat mit Selenskyj, er wurde festgenommen. Alle 13 von ihm festgehaltenen Menschen kamen unversehrt frei.
Der 44-jährige Täter hatte zuvor gedroht, den in der westukrainischen Stadt Luzk von Sicherheitskräften umzingelten Bus in die Luft zu sprengen, sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden. Unter anderem verlangte der Mann, dass Selenskyj die Bürger zum Anschauen des Dokumentarfilms «Earthlings» aufrufen solle. In dem Film mit dem US-Schauspieler Joaquin Phoenix als Erzähler geht es um die Misshandlung von Tieren durch Menschen.
Selenskyj sprach rund 15 Minuten lang mit dem Geiselnehmer. Dabei habe er zugesagt, ein Video mit dem Aufruf zum Schauen des Filmes aufzunehmen, wenn der Täter zuvor drei Geiseln freilasse. Daraufhin liess der 44-Jährige einen Mann, eine schwangere Frau und ein Kind frei. Nach Veröffentlichung des Videos durch den Präsidenten gab der Täter dann auf.
Das Handeln des Staatschefs wurde im Internet teilweise scharf kritisiert, manche Nutzer zogen Vergleiche zur bekannten britischen Fernsehserie «Black Mirror». Darin erfüllt ein britischer Regierungschef äusserst groteske Forderungen eines Kidnappers, der ein Mitglied der Königsfamilie in der Gewalt hat. Andere Kritiker wie beispielsweise der Anwalt Igor Paschnew erklärten kategorisch: «Wir sollten niemals mit Terroristen verhandeln.»
Selenskyj wies die Kritik zurück und verwies darauf, Leben gerettet zu haben. «Wir kämpfen nicht um Zustimmungsraten - wir kämpfen um Leben», erklärte er. Das kurze Video zu dem Film «Earthlings» löschte er nach Ende des Geiseldramas wieder von seinem Facebook-Konto.
Der Täter hatte laut Polizei aus dem Bus Schüsse auf Sicherheitskräfte und eine über dem Bus kreisende Drohne abgegeben, ohne dass jemand verletzt wurde. Ausserdem warf er den Angaben zufolge eine Granate und ein Paket mit einem Sprengsatz auf die Strasse, ohne dass es zu Explosionen kam. Nach Angaben des Innenministers war der Mann mit einer Pistole und einem Schnellfeuergewehr bewaffnet. Laut Staatsanwaltschaft hatte er zudem angegeben, einen weiteren Sprengsatz in der 200.000-Einwohner-Stadt Luzk deponiert zu haben, den er jederzeit per Fernbedienung auslösen könne.
Nach Polizei-Angaben nahm der Täter von sich aus Kontakt zu den Sicherheitskräften auf und stellte sich als Maksym Plochoi vor - dies bedeutet «Böser Maksym». Die Polizei identifizierte den Täter als Maksym Krywosch, einen 44-Jährigen aus dem russischen Orenburg. Dieser hatte den Angaben zufolge wegen verschiedener Delikte rund zehn Jahre im Gefängnis gesessen, darunter Beteiligung an «Banditenwesen», Betrug und illegales Festhalten von Menschen. Der Mann war zudem wegen psychischer Erkrankungen in Behandlung.