Vor einem Jahr stürzte in Genua die Morandi-Brücke ein. Trotz begonnenem Neubau bleiben rechtliche Fragen wohl für Jahre noch ungeklärt.
In Genua wurde zum Jahrestag den Opfern des Brücken-Einsturzes gedenkt. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor einem Jahr stürzte die Morandi Brücke in Genua ein.
  • Der juristische Prozess um die Schuldfrage wird noch Jahre dauern.
  • Seither wartet die Stadt gespannt auf den Wiederaufbau der Brücke.
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Am 14. August 2018 um 11:46 Uhr stand in Genua die Zeit still. Kurz vor Mittag stürzte die Hauptverkehrsader der italienischen Hafenstadt über die Morandi-Brücke in sich zusammen. 43 Menschen sterben, 619 müssen ihre Häuser in unmittelbarer Nähe der Brücke verlassen.

Heute Mittwoch gedenken die Menschen am Fusse des Neubaus der Brücke den Verstorbenen. Neben den Angehörigen ist auch der italienische Innenminister Matteo Salvini zu Gast.

Juristischer Prozess wird noch Jahre dauern

Ende Juni wurden die Überreste der Brücke, welche als Mahnmal für die Katastrophe standen, gesprengt. Da neben der Brücke auch umliegende Gebäude teilweise gesprengt werden mussten, wurden bis zu 600 Menschen umgesiedelt. Neben einer Entschädigung von durchschnittlich 300'000 Euro erhielten 250 Familien miet- oder nebenkostenfrei eine städtische Unterkunft gestellt.

Genua Brückeneinsturz
Matteo Salvini, Innenminister von Italien, spricht mit Teilnehmern einer Gedenkveranstaltung zum ersten Jahrestag nach Einsturz der Morandi-Brücke in Genua. - dpa

Insgesamt wurden 50 Millionen an Entschädigungszahlungen versprochen, die Hälfte wurde bereits bis letzten Dezember ausgezahlt.

Die juristische Aufarbeitung des Falles wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Stand heute wird gegen 20 Personen sowie gegen den Autobahnbetreiber Autostrada per l'Italia ermittelt. Zu einem Prozess ist es bis heute noch nicht gekommen. Die Gutachter müssen bis zum 19ten Dezember dieses Jahres ihren Bericht abgeben, um das Beweisverfahren voranzutreiben.

Zusätzlich erschwert wird die juristische Aufarbeitung durch den Umstand, dass auch die Mafia ihre Finger im Spiel haben soll. Beim Abbruch der Morandi-Brücke soll eine der unzähligen Firmen Verbindungen zur Mafia haben. Die Firma wird offenbar von der Schwiegermutter eines Camorra-Mafioso geführt.

Neuaufbau als Hoffnung für Genua

Parallel zum Abriss wurde mit dem Neubau der Brücke begonnen, bis Weihnachten 2019 soll die neue Brücke fertiggestellt sein. Geht es nach Bürgermeister Marco Bucci, wird am 15ten April 2020 der Verkehr bereits wieder über die neue Morandi-Brücke rollen.

Die Sprengung der Morandi-Brücke in Genua Ende Juni 2019.

Ein ausgesprochen ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass Ende August erst ein Pfeiler der neuen Brücke fast fertig ist. Die Kosten des Megaprojekts mit Abbruch der alten und Bau der neuen Brücke, belaufen sich auf geschätzte 430 Millionen Euro.

Trotz horrender Kosten ist ein Neubau der Brücke in Genua unabdingbar. Die Morandi-Brücke war vor ihrem Einsturz die wichtigste Transitverkehrsverbindung von Frankreich nach Italien und eine innerstädtische Verbindungsstrasse. Der Neubau soll nicht nur das Stauproblem der Stadt lösen, sondern auch die Teilung Genuas aufheben. So wird der Neubau zum Symbol der Hoffnung für die Hafenstadt.

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