Gericht Münster (D) stoppt Rodung im Hambacher Forst
Ein Münster Gericht (D) verfügte einen vorläufigen Rodungsstopp im westdeutschen Braunkohlerevier Hambacher Forst.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hambacher Forst darf vorerst nicht gerodet werden.
- Ein Münsterer Gericht verfügte den Rodungsstopp, um die «komplexe Rechtsfrage» zu klären.
Der deutsche Energiekonzern RWE will in den kommenden Monaten mehr als die Hälfte des verbliebenen alten Waldes im Hambacher Forst fällen, um den benachbarten Braunkohle-Tagebau zu erweitern.
Das Oberverwaltungsgericht Münster verfügte nun aber einen vorläufigen Stopp der Rodungen im Braunkohlerevier. Die Richter entsprachen damit heute Freitag in einem Eilverfahren dem Antrag des Umweltverbandes BUND.
Der BUND hatte argumentiert, dass der Wald mit seinem Bechsteinfledermaus-Vorkommen die Qualitäten eines europäischen FFH-Schutzgebietes habe und deshalb geschützt werden müsse. Das Gericht erklärte, die Unterlagen dazu umfassten mehrere Kisten, die Rechtsfragen seien so komplex, dass man sie nicht in einem Eilverfahren beantworten könne.
Die Rodung müsse vorerst gestoppt werden, damit keine «vollendete, nicht rückgängig zu machende Tatsachen geschaffen» würden, teilte das Gericht mit.
Nur noch 200 von 4100 Hektar übrig
Der Energiekonzern RWE will in den nächsten Monaten gut 100 von den bisher verbliebenen 200 Hektar des einst 4100 Hektar grossen Waldes für den fortschreitenden Tagebau abholzen. RWE hält die Rodungen in den nächsten Monaten für «zwingend erforderlich».
Eine vorübergehende Aussetzung der ab Oktober geplanten Abholzung würde die Stromerzeugung in den Kraftwerken in Frage stellen. Wegen des freiwilligen Verzichts auf Rodungen im vergangenen Jahr gebe es keinen zeitlichen Puffer mehr. Die Rodungssaison läuft von Anfang Oktober bis Ende März.
Klimaaktivisten hatten über Jahre mit ihrer Wald-Besetzung gegen die Braunkohle und für den Klimaschutz demonstriert.
Braunkohle ist in Deutschland der wichtigste Energieträger bei der Stromerzeugung. Sie ist in grossen Mengen vorhanden und wird in Nordrhein-Westfalen sowie in Ostdeutschland im Tagebau ohne staatliche Subventionen abgebaut. Wegen der schlechten Klimabilanz ist ein Ausstieg aus der Kohleverstromung geplant, allerdings erst mittelfristig.