Geschlossene Gesellschaft: Wie läuft die Papstwahl ab?

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Italien,

Die Wahl des Papstes ist geheim, erst der weisse Rauch verrät in Filmen das Ergebnis – doch wie läuft die Entscheidung wirklich hinter den Kulissen ab?

Konklave
Tradition: Auf dem Weg zum Konklave im Jahr 2005. (Archivbild) - dpa

Das Konklave, die Versammlung der Kardinäle zur Wahl eines neuen Papstes, ist eines der geheimnisvollsten und traditionsreichsten Rituale der katholischen Kirche. Wenn die Purpurträger sich auf einen neuen Papst einigen konnten und weisser Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, warten die auf dem Petersplatz versammelten Massen und Millionen vor den Bildschirmen sehnsüchtig auf den erlösenden Satz: «Habemus papam». Ein Überblick:

Warum heisst es «Konklave»?

Das Wort kommt vom Lateinischen «cum clave», das heisst «mit Schlüssel» – sprich eingeschlossen. Die Kardinäle kommen zur Papstwahl noch heute ohne Kontakt zur Aussenwelt zusammen. Sie schwören zu Beginn Geheimhaltung.

Wer dagegen verstösst, riskiert die Exkommunikation – den Ausschluss aus der Kirche. Auch Ärzte, Sicherheitsleute und Reinigungskräfte, die beim Konklave im Hintergrund dabei sind, müssen einen Eid ablegen.

Das strenge Prozedere hat seine Wurzeln im 13. Jahrhundert. Politische Einmischung ist erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts dezidiert verboten. Medien und Handys inklusive Internet und Kameras sind Kardinälen in dieser Zeit nicht erlaubt, es gibt nur ein Notfall-Telefon.

Störsender und die Suche nach Wanzen sollen Abhörversuche vereiteln. Denn eine undichte Stelle verriet 2005 die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst Benedikt XVI. vor der offiziellen Bekanntgabe.

Wo wird gewählt?

Die Sixtinische Kapelle nahe dem Petersdom ist das wohl schönste Wahllokal der Welt. Seit 1870, mit dem Ende des Kirchenstaats, ist der Bau aus dem 15. Jahrhundert der ständige Ort für das Konklave. Die Wände zieren unter anderem die berühmten Renaissance-Fresken Michelangelos, darunter das «Jüngste Gericht».

Sonst drängen sich in der Kapelle – als Teil der Vatikanischen Museen – mehr als sieben Millionen Touristen pro Jahr. Beim Konklave sind die Fenster verhängt. Die Kapelle wird komplett umgebaut. Einfache Holzbänke weichen bequemen Stühlen und Tischen.

Wie leben die Kardinäle?

Früher waren Kardinäle bei der Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle und Nebengebäuden eingeschlossen und nächtigten in spartanischen Kojen. Heute speisen und schlafen sie streng abgeschottet im Gästehaus Santa Marta im Vatikan.

Ihr Tag beginnt oft vor sechs Uhr früh. Für die Speisen gibt es Regeln: Sie sollen einfach sein, um die Kardinäle nicht abzulenken, aber nahrhaft, um ihnen die nötige Energie zu liefern.

Der deutsche Kardinal Rainer Maria Woelki sagt über die Papstwahl: «Da müssen alle elektronischen Geräte, alle Handys abgegeben werden. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich beim letzten Mal mein eigenes Zimmer bezogen habe: Die Fenster waren versiegelt, die Fensterläden verschlossen. Ich hatte keine Möglichkeit, das Tageslicht zu sehen.»

Wie läuft die Wahl ab?

Theoretisch kann in geheimer Wahl jeder katholisch getaufte Mann gewählt werden. In der Praxis haben seit dem Mittelalter nur Kardinäle realistische Chancen. Papst Franziskus ernannte viele Kardinäle aus nicht europäischen Ländern, zum Beispiel aus Afrika und Asien. Das erhöht nun die Vielfalt des Kollegiums aus mehr als 60 Ländern.

Aber es gibt es eine Altersgrenze: Wahlberechtigt sind nur Kardinäle, die beim Tod des Papstes unter 80 Jahre alt waren. Das sind im Moment mehr als 130. Jeder schreibt den Namen seines bevorzugten Kandidaten auf einen Stimmzettel und faltet ihn zweimal.

Es ist erlaubt, die eigene Handschrift zu verstellen. Dann treten die Kardinäle an die Wahlurne. Nötig für die Wahl zum Papst ist eine Zweidrittelmehrheit.

Feierlicher Dresscode

Kardinäle tragen während des Konklaves eine scharlachrote Soutane. Auch liturgische Gewänder wie die Mozetta, ein kurzer Umhang, ein quadratisches Birett und andere Kopfbedeckungen sind möglich.

Der neu gewählte Papst erhält sofort neue Gewänder, mit denen er später auch die Loggia des Petersdoms betritt. Seit einem wohlbeleibten Herrn werden sie vorab vorsichtshalber in drei Grössen geschneidert.

Schnell oder langsam?

Im Mittelalter dauerte es bis zur Wahl Papst Gregors X. einmal fast drei Jahre. 1503 war bereits nach wenigen Stunden Papst Julius II. gewählt. Allerdings soll dabei Bestechung die Abstimmung beschleunigt haben. Zuletzt brauchte das Konklave bis zu fünf Tagen für seine Entscheidung.

Am ersten Tag gibt es nur einen Wahlgang, danach in der Regel vier pro Tag. Pausen sind möglich. Sollte nach dem 33. Wahlgang noch kein Papst feststehen, kann es zur Stichwahl der Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen.

Wann kommt Rauch aus dem Schornstein?

Seit dem 19. Jahrhundert werden Stimmzettel und Notizen bei einem Konklave stets in gusseisernen Öfen verbrannt. Der Rauch aus einem Schornstein, mit Chemikalien gefärbt, ist ein Signal. Schwarz bedeutet: kein Ergebnis.

Bei weissem Rauch ist ein neuer Papst gewählt. Nimmt er die Wahl an und nennt seinen Papstnamen, läuten die Glocken des Petersdoms. Später treten die Kardinäle und der neue Papst auf seinen mittleren Balkon. Dann heisst es «Habemus papam» (Wir haben einen Papst) und die Welt erfährt den Namen.

Kommentare

User #1408 (nicht angemeldet)

Ich tippe, dass Trump und Selensky das Amt des Papstes als Co Leitung übernehmen werden.

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