Getreidelieferungen geben Hoffnung - Die Nacht im Überblick

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Ein erstes Getreideschiff wird bald am Bosporus zur Inspektion auftauchen und gibt Hoffnung. Derweil kritisieren die USA Russlands «nukleares Säbelrasseln».

Der Massengutfrachter Razoni verlässt den Hafen von Odessa. Foto: Michael Shtekel/AP/dpa
Der Massengutfrachter Razoni verlässt den Hafen von Odessa. Foto: Michael Shtekel/AP/dpa - sda - Keystone/AP/Michael Shtekel

Das Wichtigste in Kürze

  • Die erste Getreidelieferung aus der Ukraine gibt Hoffnung.
  • Die USA kritisieren Russlands «nukleares Säbelrasseln», Putin will aber keinen Atomkrieg.
  • Lettland berät heute darüber, Russland als Terrorstaat einzustufen.

Gut fünf Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs hat am Montag das erste Schiff mit Getreide an Bord die Ukraine verlassen. Das lang geforderte Ende der Getreide-Blockade löste weltweit ein positives Echo aus. Auch die politische Führung in Kiew äusserte sich vorsichtig optimistisch.

Derweil geht der Streit um die russische Kriegsführung weiter. Die USA warfen Russland «nukleares Säbelrasseln» vor, während der Kreml gleichzeitig dazu aufrief, keinen Atomkrieg zuzulassen. In der Ukraine sollen derweil russische Soldaten US-Angaben zufolge ein Atomkraftwerk als Schutzschild für die eigene Artillerie benutzen. Am Dienstag ist der 160. Tag des Kriegs in der Ukraine.

Selenskyj sieht positives Signal im Ende der Getreide-Blockade

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich nach der Wiederaufnahme der Getreideexporte vorsichtig optimistisch, die globale Versorgungskrise lösen und die eigene Wirtschaft ankurbeln zu können. «Der Hafen hat begonnen zu arbeiten. Dies ist ein positives Signal dafür, dass es eine Chance gibt, die Entwicklung der Nahrungsmittelkrise in der Welt zu stoppen.» Dies sagte Selenskyj am Montagabend in seiner täglichen Videobotschaft. Seinen Angaben nach warten 16 weitere Schiffe in den Häfen darauf, abgefertigt zu werden.

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Russische Soldaten vor einem Getreide-Lager in Melitopol. (Archivbild) - Keystone

Selenskyj machte deutlich, dass die Umsetzung des Getreideabkommens, das ein Ende der russischen Seeblockade vorsieht, auch für die Ukraine von enormer Bedeutung ist. Es gehe nicht nur um Milliarden an Deviseneinnahmen. «Ungefähr eine halbe Million Ukrainer sind am Anbau der landwirtschaftlichen Exporterzeugnisse beteiligt. Und wenn wir verwandte Industrien hinzufügen, dann sind das noch eine Million Arbeitsplätze zusätzlich», sagte er.

Ein Sprecher des russischen Militärs versicherte am Montagabend, dass Russland seine Verpflichtungen zur Umsetzung des Abkommens einhalten werde. Moskau habe alle Massnahmen ergriffen, um die Sicherheit des Schiffsverkehrs im Schwarzen Meer zu garantieren. Für die ukrainischen Häfen seien entsprechende Korridore geschaffen worden.

Kritik an Russlands Atompolitik

Derweil kam aus New York auch Kritik an Moskau: US-Aussenminister Antony Blinken warf Russland vor, seine Atomwaffen für rücksichtlose Kriegsdrohungen einzusetzen. Frühere Äusserungen von Kremlchef Wladimir Putin, wonach militärische Hilfe für die Ukraine beispiellose Folgen haben könne, seien «gefährliches nukleares Säbelrasseln», sagte Blinken am Montag zum Start der Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag (NVV) in New York.

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US-Aussenminister Antony Blinken (l.) und sein ukrainischer Amtskollege Dmytro Kuleba. (Archivbild) - Pool/AFP

Die Aussagen stünden im Widerspruch zu internationalen Vereinbarungen. «In unserer Welt ist kein Platz für nukleare Abschreckung auf der Grundlage von Gewalt und Einschüchterung oder Erpressung. Wir müssen zusammenstehen, um dies abzulehnen.»

Bei einem weiteren Auftritt am Rande der Konferenz sagte Blinken, die US-Regierung sei auch «zutiefst besorgt» darüber, dass Russland im Krieg gegen die Ukraine mehrere dortige Atomkraftanlagen eingenommen habe.

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Das Atomkraftwerk bei Saporischschja ist im Ukraine-Krieg in die Hände Russlands gefallen. (Archivbild) - Keystone

Mit Blick auf das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja etwa gebe es glaubhafte Berichte, dass Russland die Anlage als eine Art Schutzschild benutze – also aus der Nähe der Anlage auf ukrainische Kräfte schiesse. Die Ukrainer könnten nicht zurückschiessen, weil es dadurch zu einem schrecklichen atomaren Unfall kommen könnte.

Medien hatten zuvor berichtet, dass sich vor allem russische Artillerie im Gebiet des Kernkraftwerks verschanzt habe und von dort auf ukrainische Stellungen schiesse.

Deutsche Artilleriesysteme in der Ukraine

Die Ukrainer freuen sich derweil über eine Verstärkung ihrer eigenen Artilleriesysteme. Am Montag trafen nach Angaben aus Kiew Mehrfachraketenwerfer des Typs Mars II aus Deutschland ein. Verteidigungsminister Olexej Resnikow bedankte sich bei seiner deutschen Kollegin Christine Lambrecht für die Waffenhilfe.

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Der Raketenwerfer MARS II kann bis zu 12 Raketen verschiedenen Typs in einer Minute abfeuern und hat eine Reichweite von 16 bis zu 85 Kilometern. - Sebastian Gollnow/dpa

Lambrecht hatte die Lieferung bereits in der vergangenen Woche annonciert. Demnach gingen drei Mars II Systeme an die Ukraine. An schweren Waffen hat Deutschland zudem die Flugabwehrpanzer Gepard und Artilleriegeschütze vom Typ Panzerhaubitze 2000 an Kiew übergeben.

Putin will keinen Atomkrieg starten

Kremlchef Wladimir Putin trat den seit Kriegsbeginn wachsenden Befürchtungen entgegen, dass Moskau in der Ukraine womöglich Atomwaffen einsetzen könnte. «Wir gehen davon aus, dass es in einem Atomkrieg keine Sieger geben kann und er niemals begonnen werden darf», schrieb Putin in einem am Montag auf der Webseite des Kremls veröffentlichten Grusswort an die Teilnehmer der Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag in New York. Russland werde sich an seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag halten.

Moskau setzt neue Einreiseverbote für Briten

Die Spannungen mit dem Westen verstärken sich ungeachtet dessen weiter: Das russische Aussenministerium setzte am Montag weitere 39 Politiker, Geschäftsleute und Journalisten aus Grossbritannien auf seine Schwarze Liste, darunter Ex-Premier David Cameron.

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Ex-Premierminister David Cameron und seine Frau Samantha. - Keystone

Allein in Grossbritannien sind nun 255 Personen von den russischen Sanktionen betroffen. Zudem erklärte die russische Führung die gemeinnützige britische Organisation Calvert 22 Foundation, die sich vor allem auf den Kulturaustausch mit Osteuropa spezialisiert hat, zur in Russland unerwünschten Organisation, was faktisch einem Verbot gleichkommt.

Was am Dienstag wichtig wird

Das Parlament in Lettland, der Sejm, will darüber beraten, ob es Russland zum Terrorstaat erklärt. Eine solche Einstufung würde die Spannungen zwischen den beiden Ländern zusätzlich verstärken.

In Russland wird der Tag der Fallschirmjäger begangen. In Moskau finden dazu unter anderem offizielle Militärveranstaltungen auf dem Roten Platz, im Siegespark und im Gorki-Park statt. Weil viele ehemalige Fallschirmjäger den Feiertag traditionell dazu nutzen, sich zu betrinken und Schlägereien zu beginnen, wurde das Polizeiaufgebot in Moskau wie auch in St. Petersburg verstärkt.

Der erste Getreidefrachter, der die Ukraine seit Kriegsbeginn verlassen hat, soll in Istanbul auftauchen. Das Schiff wird in der Nacht zum Mittwoch – nicht wie ursprünglich geplant am Dienstagnachmittag – zur Kontrolle am Bosporus erwartet.

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