Zehntausende Menschen haben sich beim Christopher Street Day versammelt, um für Demokratie, Vielfalt und die Rechte der LGBTQ+ Gemeinschaft zu demonstrieren.
Regenbogen-Pin
Regenbogen-Flaggen wehen zum «Pride Month». (Symbolbild) - AFP

Mit Glitzer und Regenbogen geschmückt demonstrieren Zehntausende Menschen beim 46. Berliner Christopher Street Day unter dem Motto «Nur gemeinsam stark – für Demokratie und Vielfalt». «Die Stimmung ist grossartig», teilten die Veranstalter der Deutschen Presse-Agentur mit. «Wir haben mehr Menschen für queere Rechte auf die Strasse gebracht als erwartet.» Offizielle Schätzungen der Polizei zur Teilnehmerzahl lagen am Nachmittag noch nicht vor, erwartet wurden Hunderttausende Teilnehmer.

Nach einem verregneten Start wurden die Schirme gegen Sonnenbrillen getauscht. Gut gelaunte, mit Glitzer geschmückte und tanzende Menschen dominierten das Bild. «Der Regenbogen ist ein Naturphänomen» und «Pride not prejudice» (zu Deutsch: Stolz, nicht Vorurteil) war auf Schildern der Demo-Teilnehmer zu lesen.

Auch die Polizei zeigte sich zufrieden. Ein Sprecher sagte der dpa, die Beamten blickten in «viele fröhliche und freundliche Gesichter». 1200 Menschen waren im Einsatz. Zwischenfälle gab es bis zum Nachmittag kaum. Eine Gruppe Rechter in szenetypischer Kleidung habe versucht, zum Aufzug zu kommen, sagte der Sprecher. Die Gruppe sei von Polizisten am Weiterlaufen gehindert worden. Die Überprüfungsmassnahmen liefen noch.

Politische Forderungen begrüsst

Es sei die richtige Entscheidung gewesen, auf den politischen Forderungen zu bestehen, urteilten die Veranstalter. «Die Community begrüsst das.» Die Veranstalter des CSD appellieren an die Politik, den Schutz queerer Menschen ins Grundgesetz aufzunehmen.

Die Änderung von Artikel 3 des Grundgesetzes müsse noch in dieser Wahlperiode kommen, forderte Aktivistin Sophie Koch in der Eröffnungsrede.

In Artikel 3 heisst es unter anderem: «Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.»

Hier solle ergänzt werden, dass ausserdem niemand «wegen seiner sexuellen Identität» diskriminiert werden dürfe. Unterstützung erhielten die von Aktivistinnen und Aktivisten von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), die ein Grusswort hielt.

Bundesratsinitiative und Streitigkeiten

Hinter den Kulissen hatte es zuvor Streitigkeiten gegeben: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte bei der Eröffnung des CSD im vergangenen Jahr angekündigt, sich für eine entsprechende Bundesratsinitiative einzusetzen. Aus Sicht der CSD-Organisatoren ist seitdem nicht genug passiert.

Wegner hielt deshalb nicht, wie es für den Regierenden Bürgermeister üblich ist, die Eröffnungsrede. Am Rande des CSD sagte Wegner dem RBB, er setze sich für eine schnelle Änderung ein, «am besten vor der Bundestagswahl». Es gebe aber bisher keine Mehrheit dafür.

Der CSD in Berlin gilt als eine der grössten Veranstaltungen der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans-, intergeschlechtlichen und queeren Community in Europa. Die 75 Wagen und Dutzende Fussgruppen, die sich zu Lady Gagas «Born this way» in Bewegung gesetzt hatten, zogen bis zur Siegessäule. Von dort ging es zu Fuss weiter zur Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor. Am Abend sollen dort noch diverse musikalische und künstlerische Acts auftreten. Als Überraschungsgast wurde Herbert Grönemeyer angekündigt.

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