Greta und die Deutsche Bahn – ein Drama in fünf Akten
Das Wichtigste in Kürze
- Greta Thunberg reiste am Sonntag mit der Bahn durch Deutschland.
- Doch auf Twitter kommt sie einer Marketing-Kampagne der Deutschen Bahn in die Quere...
Greta Thunberg befindet sich auf dem Heimweg. Doch weil sie von vollen Zügen in Deutschland berichtet, entbrennt schon bald der Streit mit der Deutschen Bahn. Das Drama in fünf Akten.
Greta postet ein Bild auf Twitter
Bahnreisende in Deutschland kennen das: Der Zug ist total überfüllt, alle Sitzplätze sind besetzt – bleibt nur, sich auf den Boden zu hocken. Dort fand sich am Samstag auch Klimaaktivistin Greta Thunberg wieder. Eigentlich keine grosse Geschichte – hätte die junge Schwedin nicht ein Foto dazu auf Twitter gestellt.
Es zeigt Thunberg umringt von viel Gepäck, wie sie in einem Zug auf dem Boden sitzt und gedankenversunken nach draussen blickt. Es ist hell, hinter ihr ist ein Plakat zu sehen, auf dem auch das Wort «Komfort» steht. Sie selbst schrieb dazu, sie sei unterwegs «in überfüllten Zügen durch Deutschland» – und endlich auf dem Heimweg.
Die Kommentare beginnen
Bald schon kommt Bewegung in den Fall. Auf Twitter wird unter dem Bild fleissig kommentiert. Zahlreiche Nutzer reagierten amüsiert auf das Foto. Denn Spott über die Deutsche Bahn, Zugverspätungen und überfüllte Züge gibt es in den sozialen Medien viel.
«Stell dich auf Verzögerungen ein», warnte jemand. Ein anderer kommentierte: «Willkommen in Deutschland, der öffentliche Transport hier ist ein Chaos...».
Deutsche Bahn entschuldigt sich
Auch die Medien nehmen den Fall dankbar auf. Eine schwierige Lage für die Deutsche Bahn: Denn sie warb just am Sonntag damit, dass es zum Fahrplanwechsel mehr Züge und mehr Fahrten gebe. Klimafreundliches Reisen werde damit noch attraktiver.
Deshalb entschuldigt sich der Deutsche Bundeskonzern auf Twitter zunächst. Und gelobt Besserung.
Presseabteilung giftelt gegen Greta
Doch die negativen Kommentare und der Spot reissen nicht ab. Die Verantwortlichen der Bahn entscheiden sich für eine härtere Linie und schlagen gegen Greta Thunberg zurück.
Zunächst teilte die Pressestelle mit, Thunberg habe auf dem Weg von Frankfurt nach Hamburg zwischen Kassel und Hamburg auf einem Sitzplatz in der Ersten Klasse gesessen – also den grösseren Teil der Fahrt, die laut Fahrplan knapp vier Stunden dauert.
Auf Twitter schrieb die Bahn, sie freue sich, dass Thunberg «uns Eisenbahner» im Kampf gegen den Klimawandel unterstütze. «Wir haben uns gefreut, dass Du am Samstag mit uns im ICE 74 unterwegs warst. Und das mit 100 Prozent Ökostrom.» Und dann: «Noch schöner wäre es gewesen, wenn Du zusätzlich auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent Du von unserem Team an Deinem Sitzplatz in der Ersten Klasse betreut worden bist.»
Daneben versendet der Konzern auch extra eine Medienmitteilung dazu. Die Medien stürzen sich auf die Story.
Greta muss sich rechtfertigen
Nun wird die 16-jährige Klimaaktivistin kritisiert. Thunberg habe die Öffentlichkeit getäuscht, so die User. Da sie nicht Deutsch spricht, war ihr die betupfte Reaktion der Deutschen Bahn bislang nicht wirklich aufgefallen.
Die 16-Jährige reagierte. Ihr Zug von Basel aus sei ausgefallen, weshalb sie im Anschluss in zwei verschiedenen Zügen auf dem Boden gesessen habe, twitterte sie am Sonntag. Hinter Göttingen habe sie schliesslich einen Sitzplatz erhalten.
«Das ist natürlich kein Problem und ich habe niemals gesagt, dass es eines wäre.» Sie konnte der Situation auch etwas Positives abgewinnen: «Überfüllte Züge sind ein grossartiges Zeichen, weil das bedeutet, dass die Nachfrage nach Bahnreisen gross ist.»
Die Reaktion der Deutschen Bahn steht noch aus.