Griechische Regierung fordert rasche Aufklärung von Zugunglück
Nach dem verheerenden Zugunglück in Griechenland hat Regierungschef Kyriakos Mitsotakis das Oberste Gericht des Landes aufgefordert, der juristischen Aufarbeitung des Unglücks «oberste Priorität» einzuräumen.

Das Wichtigste in Kürze
- EU-Kommission bietet Unterstützung bei Modernisierung des Schienenverkehrs an.
«Das griechische Volk will eine sofortige und gründliche Klärung der strafrechtlichen Vergehen bezüglich dieses tragischen Unfalls», begründete Mitsotakis nach Angaben seines Büros vom Montag sein Ansinnen in einem Brief an die Staatsanwaltschaft des Gerichts.
Die Untersuchung des Unglücks durch von der Regierung berufene Experten soll laut Mitsotakis unabhängig von den strafrechtlichen Ermittlungen erfolgen.
Auf der Strecke zwischen Athen und der Hafenstadt Thessaloniki waren in der Nacht zum Mittwoch ein Personenzug und ein auf demselben Gleis entgegenkommender Güterzug frontal zusammengestossen. Es war das schwerste Zugunglück in der Geschichte des Landes, mindestens 57 Menschen starben. Mitsotakis bat die Angehörigen der Todesopfer am Wochenende in einer Onlinebotschaft «um Vergebung».
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teilte am Montag im Onlinedienst Twitter mit, sie habe mit dem griechischen Ministerpräsidenten über weitere technische Unterstützung gesprochen, «die die EU Griechenland bieten kann, um seinen Schienenverkehr zu modernisieren und seine Sicherheit zu verbessern». Vertreter der EU-Kommission und der EU-Eisenbahnagentur ERA reisten zu diesem Zweck diese Woche nach Athen. «Die Sicherheit des Bahnverkehrs ist von höchster Wichtigkeit», hob von der Leyen hervor.
Das Zugunglück hat heftige Proteste in Griechenland ausgelöst. Am Wochenende gingen Menschen in mehreren Städten auf die Strassen. In der Hauptstadt Athen schlugen die Proteste zwischenzeitlich in Gewalt um.
Am Sonntag wurde der Bahnhofsvorsteher der Stadt Larisa in Untersuchungshaft genommen. Der 59-Jährige war am Tag nach dem Unglück festgenommen worden. Er räumte ein, die Umleitung der Züge versäumt zu haben.
Nach Informationen des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders ERT hatte der Mann den Posten erst 40 Tage inne, nachdem er zuvor ein dreimonatiges Training absolviert hatte. Laut der Zeitung «Kathimerini» arbeitete der Mann bis zum Unglück offenbar vier Tage lang allein auf dem Bahnhof, obwohl es sich um ein verlängertes Feiertagswochenende mit starkem Zugverkehr handelte.