Grossveranstaltungen trotz Pandemie - Ärzte-Kritik an Erdogans AKP
Die Türkische Ärztevereinigung (TBB) hat scharfe Kritik an Grossveranstaltungen der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in der Pandemie geübt.
«Es zeigt, dass die AKP nicht mal die Leben ihrer eigenen Wähler respektiert», sagte die TBB-Vorsitzende Sebnem Korur Fincanci der dpa am Mittwoch. Es sei diskriminierend und respektlos, Veranstaltungen abzuhalten, während ein Grossteil der Gesellschaft durch pandemiebedingte Regeln in Nöten stecke.
Die AKP hält bereits mehrere Wochen in Folge Parteikongresse in mehreren Städten ab. Videos der Veranstaltungen zeigen grosse Menschenmengen. Am Wochenende teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Video auf Twitter von einer Beerdigung mit zahlreichen Teilnehmern. Darauf war zu sehen, wie Menschen dicht an dicht standen, ohne den vorgegebenen Mindestabstand einzuhalten. Auch der Gesundheitsminister Fahrettin Koca, der Bürgern immer wieder die drei Massnahmen «Maske, Abstand und Hygiene» predigt, war zu sehen. Offiziell sind Beerdigungen mit maximal 30 Teilnehmern erlaubt.
«Wir registrieren mit Sorge einen Anstieg der Corona-Fälle in Städten, wo AKP-Veranstaltungen in den vergangenen Wochen stattgefunden haben», sagte Fincanci. Derzeit gelten in der Türkei unter der Wochen nachts und am Wochenende strikte Ausgangsbeschränkungen. Erdogan hatte zuletzt angekündigt, im März in eine Phase der Normalisierung übergehen zu wollen.