Erholungsrally treibt Dax über 11.500 Punkte
Lockerungen in der Corona-Krise und die damit einhergehende Hoffnung auf eine Wirtschaftsbelebung haben deutsche Aktien am Dienstag weiter angeschoben.
Das Wichtigste in Kürze
- Stück für Stück erholt sich der Dax vom Corona-Crash, der im Februar mit dem Virusausbruch in Europa begonnen hatte.
Der Dax knüpfte mit einem Zugewinn von 1,00 Prozent auf 11.504,65 Punkte an sein fast dreiprozentiges Vortagsplus an. Der MDax der mittelgrossen deutschen Werte rückte um 1,44 Prozent auf 25.446,60 Zähler vor.
Stück für Stück erholt sich der Dax vom Corona-Crash, der im Februar mit dem Virusausbruch in Europa begonnen hatte. Erstmals seit Anfang März, als dieser seine Hochphase hatte, schaffte es der Leitindex wieder über die Marke von 11.500 Punkten - und schloss damit im Chart eine grosse Lücke, die damals mit dem zunächst grössten Tagesverlust seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 geklafft hatte.
Laut Analyst Markus Glockenmeier von der Essener National-Bank nimmt der Optimismus der Anleger bereits stark ausgeprägte Züge an. «Trotzdem gilt: Der Trend ist aktuell klar aufwärts gerichtet», fuhr der Experte fort. Viele Markteilnehmer setzten auf eine schnelle V-förmige Erholung der Wirtschaft und hofften auf zeitnah verfügbare Impfstoffe und Medikamente, sagte er.
Ermutigend werten Anleger also, dass die Suche nach einem Impfstoff gegen den neuartigen Corona-Virus weiter auf Hochtouren läuft. Zudem wollen auf dem Weg in die Normalität immer mehr Länder mit dem Start der Sommersaison ihre Einreisestopps aufheben. Italiens Aussenminister Luigi Di Maio machte sich für einen gemeinsamen Neubeginn des europäischen Tourismus Mitte Juni stark. Die Bundesregierung bereitet ein Ende der weltweiten Reisewarnung für Touristen ab dem 15. Juni für 31 europäische Staaten vor.
Vor diesem Hintergrund griffen Anleger bei den krisengeplagten Papieren aus dem Reise-, Freizeit- und Luftfahrtsektor erneut munter zu. Lufthansa setzten ihren Steigflug mit einem Anstieg um 6,8 Prozent fort - nicht zuletzt auch wegen der Einigung auf ein milliardenschweres staatliches Rettungspaket. Die Erleichterung über die Liquiditätshilfe sei gross, hiess es hierzu von der LBBW.
In der Dax-Familie gab es weitere Kurssprünge bei Unternehmen, die zuletzt unter dem zum Erliegen gekommenen Reiseverkehr besonders stark gelitten hatten. Auch wenn sich die Passagierzahlen am Frankfurter Flughafen kaum aus dem Keller bewegen, wurden die Aktien von Fraport um 10,7 Prozent nach oben katapultiert. Auch für den Flugzeugbauer Airbus hellt sich weiter der Anlegerhorizont, die Aktien rückten um fast 7 Prozent vor.
Ansonsten haben im MDax die tags zuvor nach der Zahlenvorlage eher mauen Hella-Aktien mit einem Kurssprung um mehr als neun Prozent viel Boden gutgemacht. Analysten hakten das Zahlenwerk und eine Dividendenstreichung schnell ab und blicken nun optimistisch voraus. Für Michael Punzet von der DZ Bank ist Hella ein «Top Pick» unter den Autozulieferern.
Es gab allerdings auch negative Ausnahmen, so konnten sich die Anteile von Wirecard der anhaltenden Erholungsrally nicht anschliessen, auch wenn sich das Minus in letzter Minute auf 0,3 Prozent reduzierte. Wegen Verzögerungen bei der Prüfung des Jahresabschlusses für 2019 musste der Zahlungsabwickler seine Bilanzvorlage erneut verschieben.
Im Immobiliensektor nahmen die Anleger bei den Papieren von TAG und LEG Immobilien mit Abgaben von bis zu fünf Prozent Gewinne mit. Vom Kurszuwachs am vergangenen Freitag in der Aussicht auf eine Fusion der beiden ist damit nichts mehr übrig. Unter Analysten hält sich die Begeisterung für die Überlegungen in Grenzen.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann knapp 1 Prozent auf 2999,22 Punkte. In Paris stieg der Cac 40 um 1,5 Prozent. In London und New York begann die Woche nach einem Feiertag verspätet, der FTSE verbuchte ein Plus von 1,2 Prozent. An der Wall Street kehrte der Dow Jones Industrial über die Marke von 25.000 Punkten zurück. Zum hiesigen Handelsschluss gewann er 2,4 Prozent.
Der Euro profitierte von der anziehenden Risikofreude der Anleger. Mit zuletzt 1,0977 US-Dollar kostete die Gemeinschaftswährung mehr als am Vortag. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,0975 (Montag: 1,0910) US-Dollar festgelegt. Der Dollar kostete damit 0,9112 (0,9166) Euro.
Am deutschen Anleihemarkt sank der Rentenindex Rex um 0,25 Prozent auf 144,63 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus 0,47 Prozent am Vortag auf minus 0,42 Prozent. Der Bund-Future verlor 0,6 Prozent auf 172,14 Punkte.