«Habe Glück gehabt»: Opfer von Southport-Messerangriff äussert sich
Die Tat des 17-jährigen Axel R. schockierte letzte Woche England. Nun spricht ein überlebendes Opfer – John Hayes – über den Angriff.
Das Wichtigste in Kürze
- Der mutmassliche Messerstecher von Southport heisst Axel R.
- Über ihn sind heute, Freitag, Details bekannt geworden.
- Auch meldet sich erstmals ein Opfer des Angriffs in Southport zu Wort.
Die Messerattacke, bei der drei Kinder getötet wurden, schockierte diese Woche England. Am Donnerstag erschien der mutmassliche Täter des Angriffs, Axel R. (17), vor Gericht: Er wird des Mordes an Bebe King (6), Elsie Dot Stancombe (7) und Alice Dasilva Aguiar (9) beschuldigt. Sowie des versuchten Mordes an zehn weiteren Personen, wovon sieben weiterhin in kritischem Zustand sind.
Unter den Verletzten ist John Hayes. Der Mann aus Southport meldete sich heute, Freitag, von seinem Spitalbett aus zu Wort. Er ist bei einem Versuch, Axel R. aufzuhalten, selbst schwer verletzt worden, berichtet «The Guardian».
Der 63-Jährige war gerade im Gebäude seiner Firma tätig, als er Schreie aus dem darüberliegenden Tanz- und Yogastudio hörte. Ohne zu zögern, eilte er zur Hilfe. Dabei erwischte ihn Axel R. am Bein.
Messer hat Arterie knapp verfehlt
«Ich habe Glück gehabt», sagte Hayes. «Das Messer hat meine Oberschenkelarterie nur knapp verfehlt und ich werde mich mit der Zeit wieder erholen können.»
Ebenfalls schwer verletzt wurde Leanne Lucas, die den Tanz- und Yogakurs leitete. Sie ist mittlerweile wach und kann sprechen. Ein Familienmitglied berichtete, dass sie mehrfach in Arme, Hals und Rücken gestochen wurde. Auch sie hatte versucht, die Kinder vor Axel R. zu schützen.
Ihr gilt Hayes Mitgefühl. Er lobt sie – und die Einsatzkräfte ihre Arbeit unter diesen schrecklichen Umständen. Die Polizei und die Sanitäter seien die wahren Helden.
«Ich möchte nicht als Held betrachtet werden», sagt Hayes und fügt hinzu: «Ich setze mein Vertrauen auf das Gerichtswesen in der Hoffnung, dass dieser Mann nie wieder die Möglichkeit bekommt, so etwas Ähnliches zu tun.»
Falschinformationen zu Täter im Internet verbreitet
Axel R. selbst bleibt bis zur nächsten Anhörung am 25. Oktober in Untersuchungshaft. Seine Tat löste landesweit Entsetzen aus. Es kam zu Protesten mit Ausschreitungen und Festnahmen. Mit ein Grund dafür waren aber auch Falschinformationen über ihn, die im Internet verbreitet wurden.
Wegen des Alters durften die Medien keine Details über den 17-Jährigen veröffentlichen. Erst heute hat ein Richter der Bitte der Presse nachgegeben, den Täter beim Namen nennen zu dürfen.
Als Grund gab er an, der verdächtigte Axel R. werde in sechs Tagen volljährig, ab dann dürften die Medien den Namen nennen. Wenn weiter verhindert worden wäre, dass Details veröffentlicht werden, hätten Fehlinformationen in einem Vakuum verbreitet werden können, so der Richter. Dies berichtet unter anderem der «Mirror».
Axel R. wurde in Cardiff geboren, hat einen Bruder, die Eltern kommen aus Ruanda. Zuletzt lebte die Familie in Banks, ganz in der Nähe von Southport. Am Donnerstag wurde er erstmals vor Gericht angehört.
Gegenüber BBC zeigt sich eine Nachbarin schockiert über die Tat: Es sei ein nettes junges Paar mit zwei kleinen, ungestümen Jungs gewesen. Die Mutter sei zu Hause geblieben, um sich um die Kinder zu kümmern, der Vater sei jeden Tag zur Arbeit gegangen.
Teenager hatte Autismus und redete nicht mehr mit Familie
Auch frühere Nachbarn zeichnen das Bild einer ganz normalen Familie: Axel R. sei ein ruhiger Junge gewesen, der sich als Kind an die Mutter geklammert habe.
Es habe nie Probleme gegeben, sagt ein weiterer ehemaliger Nachbar zu «Daily Telegraph». Es sei eine freundliche Familie gewesen. «Ich kann nicht glauben, was passiert ist.»
Wie britische Medien berichten, soll der Teenager mit Autismus diagnostiziert worden sein. Die zuständige Staatsanwältin sagte: «Wir wissen, dass er seit einiger Zeit nicht mehr bereit war, das Haus zu verlassen. Und mit seiner Familie zu kommunizieren.»
Nachbarn sagten gegenüber dem «Mirror» zudem, dass sie ihn oft singen gehört hätten. Ein Anwohner bezeichnete Axel R. gegenüber dem «Liverpool Echo» als «stillen Chorknaben».