Handwerk fordert steuerlichen «Corona-Bonus»
Das Handwerk schlägt Alarm. Vielen Betrieben stehe das Wasser bis zum Hals, nicht wenige drohten unterzugehen, so der Handwerksverband. Damit das nicht passiert, geht er nun in die Offensive.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Handwerk schlägt für einen Neustart in der Corona-Krise einen zeitlich begrenzten steuerlichen «Corona-Bonus» vor.
Durch den Bonus mit einem Höchstbetrag von 12.000 Euro soll der private Konsum gestärkt werden. Diese Summe sollen Bürger maximal steuerlich absetzen können - und zwar nicht nur für haushaltsbezogene Dienste, die schon jetzt steuerlich gefördert werden, sondern auch darüber hinaus, forderte der Branchenverband ZDH. Nähere Angaben und Beispiele nannte der Verband zunächst nicht.
Haushaltsnahe Handwerkerleistungen müssen auf dem Grundstück des Steuerzahlers erbracht werden - dazu zählen etwa Malerarbeiten oder der Austausch der Heizungsanlage. Die Reparatur eines Fernsehers oder einer Waschmaschine in der Werkstatt des Händlers dagegen ist bisher nicht absetzbar. Derzeit können Verbraucher jährlich 20 Prozent der Arbeitskosten von Handwerkerrechnungen bis zu einer Höhe von 6000 Euro steuerlich geltend machen. So kann ein maximaler Bonus von 1200 Euro zusammenkommen. Kosten für Material bleiben unberücksichtigt.
Der Vorschlag ist Teil eines umfassendes Massnahmenpakets, mit dem das Handwerk wieder auf die Beine kommen und eine Pleitewelle in der Branche mit Millionen Beschäftigten verhindert werden soll. Dazu gehören auch Nachbesserungen bei Hilfen der Bundesregierung sowie eine Pause bei Bürokratielasten und Regulierungen. Das Positionspapier des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
«Ganz vielen unserer Betriebe steht das Wasser bis zum Hals und nicht wenige drohen komplett unterzugehen», sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer der dpa. «Sie alle brauchen eine Perspektive und wollen wissen, wie das schrittweise Wiederanfahren der Wirtschaft abläuft.» Im Handwerk arbeiten nach Branchenangaben in mehr als einer Million Betrieben rund 5,5 Millionen Menschen.
In dem Papier fordert das Handwerk, den stufenweisen Wiederhochlauf des wirtschaftlichen und sozialen Lebens zu beschleunigen. Firmen, die Hygiene- und Abstandsregelungen einhielten, müssten ungeachtet ihrer Grösse grundsätzlich die Möglichkeit haben, ihre Geschäftstätigkeit wieder aufzunehmen - und dies möglichst rasch.
Kleinere und mittlere Geschäfte bis zu 800 Quadratmetern dürfen inzwischen unter Auflagen wieder öffnen - diese Regel war aber als willkürlich kritisiert worden, zudem gibt es in den Bundesländern unterschiedliche Regeln.
Am kommenden Donnerstag beraten Bund und Länder, wie es weitergehen soll in der Corona-Krise. Spitzenpolitiker hatten aber Erwartungen an schnelle, weitere Lockerungen der Beschränkungen gedämpft. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte deutlich gemacht, dass voraussichtlich erst am 6. Mai über weitere Lockerungen entschieden wird.
Das Handwerk forderte möglichst einheitliche Regeln. «Beim Wiederhochfahren der Wirtschaft muss endlich Schluss sein mit diesem völlig unübersichtlichen länderspezifischen Regelungs- und Verfahrenswirrwarr», sagte Wollseifer. «Für Handwerksbetriebe an Landesgrenzen ist irgendwann überhaupt nicht mehr zu überblicken, was wo und in welcher Weise gilt.»
Damit Betriebe durch die Krise kommen, müsse die Bundesregierung ausserdem bei Hilfspaketen nachlegen. So wären für Friseure, Kosmetiker, Massschneider oder Uhrmacher gezielte Zuschüsse passgenauer als weitere Kreditprogramme. Die Liquidität der Betriebe müsse gestärkt werden.
Zur wirtschaftlichen Belebung brauche es gezielte Wachstumsimpulse, sagte Wollseifer. Dazu sei ein klarer Fahrplan nötig. «Das Umschalten in den Betrieben vom Krisenmodus in den Wachstumsmodus funktioniert nicht auf Knopfdruck.» Das sei eine Riesenherausforderung. «Mit jedem Euro, den wir in Wachstumsbeschleuniger investieren, werden wir später eine stattliche Rendite einfahren. Ohne diese Beschleuniger droht erneut eine Wachstumsvollbremsung, die sich niemand wünscht.»
Um die Firmen nach der Krise zu stärken, müsse die Eigenkapitalbasis verbessert werden. Dazu müssten die Steuerbelastung der Unternehmen gesenkt und Abschreibungsregeln verbessert werden. Dafür spricht sich das Handwerk wie andere Spitzenverbände der Wirtschaft seit langem aus, wie auch für eine komplette Soli-Abschaffung. Die Regierung hat Konjunkturmassnahmen angekündigt. Konkrete Pläne aber gibt es nicht.
Das Handwerk fordert für ausbildende Betriebe einen einmaligen Zuschuss. Die Ausbildung müsse über die Krise hinweg stabilisiert werden, um für die Nach-Krisenzeit die Fachkräfteversorgung nicht zu gefährden. Ausserdem sei eine Bürokratielasten- und Regulierungspause dringend nötig, sagte Wollseifer. Viele Betriebe seien in der Krise erst recht völlig überfordert von Melde-, Prüf- oder Anzeigepflichten.