Weiteres Erdbeben erschüttert Türkei
Zwei starke Beben erschütterten den Süden der Türkei. Gebäude stürzten ein, die Todeszahlen steigen immer weiter. Mindestens 1400 Menschen starben.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Erdbeben der Stärke 7,4 und 7,9 erschütterten die Türkei und den Norden Syriens.
- Gebäude stürzten ein und Menschen flohen ins Freie, wo teilweise Schnee liegt.
- In der Türkei und Syrien sind insgesamt mindestens 1400 Menschen gestorben.
Heftige Erdbeben der Stärke 7,4 und 7,9 haben kurz nacheinander am frühen Montagmorgen den Südosten der Türkei erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben des Geoforschungszentrums Potsdam in beiden Fällen nahe der Stadt Gaziantep unweit der Grenze zu Syrien. Demnach ereigneten sich die Beben gegen 4.17 Uhr (Ortszeit/2.17 Uhr MEZ) und 4.28 Uhr (Ortszeit/2.28 Uhr MEZ) in einer Tiefe von 10 Kilometern.
Kurz vor Mittag Schweizer Zeit wird die Südtürkei erneut von einem Erdbeben erschüttert. Laut dem Schweizerischen Erdbebendienst erreichte das neue Beben eine Stärke von 7,7. Das Epizentrum habe in der Provinz Kahramanmaras gelegen, meldete die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul.
Der türkische Innenminister Süleyman Soylu sagte dem Sender CNN Türk, mehrere Provinzen im Südosten des Landes seien betroffen. Gebäude seien eingestürzt. Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen.
Todeszahlen steigen immer weiter
Im Verlaufe des Vormittags stieg die Zahl der Todesopfer auf insgesamt mehr als 1400. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am Montag, allein auf türkischem Gebiet seien 912 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 5300 Menschen seien verletzt worden. Mehr als 2400 Menschen seien aus den Trümmern gerettet worden.
In Syrien stieg die Zahl der Todesopfer auf 547 Tote. Rund 1600 Menschen wurden verletzt, berichteten der stellvertretende Gesundheitsminister Ahmed Dhamirijeh sowie die Hilfsorganisation SAMS, die in von Rebellen kontrollierten Gebieten des Landes arbeitet.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur DHA berichtete, Menschen in der Provinz Kahramanmaras hätten in Panik ihre Häuser verlassen. Im Südosten der Türkei ist es zurzeit sehr kalt, teilweise liegt Schnee.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf Twitter, «wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen.»
Southeast Turkey was hit by a 7.8 magnitude earthquake that lasted 90 seconds. Over 100 buildings were reported to have collapsed in my home town alone (Malatya).
— Eren Bali (@erenbali) February 6, 2023
People waiting for rescue are reporting their locations at #DEPREMOLDU https://t.co/RVN3acqBcc
Ersten Augenzeugenberichten in sozialen Medien zufolge war auch der Nordwesten Syriens stark betroffen. Demnach stürzten im Grenzgebiet Gebäude ein, Menschen wurden unter Trümmern begraben. Das genaue Ausmass der Katastrophe war zunächst noch nicht absehbar. Es kam in der Folge zu mehreren starken Nachbeben.
Immer wieder Erdbeben in der Türkei
Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der grössten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der grösste Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.
Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17'000 Menschen das Leben. Für die grösste türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.
Flughäfen für zivile Flüge geschlossen
Mehrere Flughäfen in besonders von dem Erdbeben betroffen Regionen der Türkei blieben vorerst für zivile Flüge geschlossen. Dabei gehe es um die Flughäfen in Hatay, Kahramanmaras und Gaziantep, sagte Vizepräsident Fuat Oktay am Montagmorgen. Der Sender CNN Türk zeigte Bilder von einem tiefen Riss in einer Landebahn am Flughafen Hatay.
Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung, Essenspakete und Babynahrung.