Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen wird 300 Jahre alt
In Deutschland ist er als Lügenbaron bekannt, in Russland als charmanter Aufschneider: Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen hat weltweit Karriere gemacht.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Lügenbaron von Münchhausen wird am 11. Mai 300 Jahre alt.
- In seiner Heimatstadt Bodenwerder darf seine Jubiläumsfeier aber gar nicht stattfinden.
Er reitet auf Kanonenkugeln, zieht sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf und klettert mit einer Bohnenranke auf den Mond: Baron Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen und seine Abenteuer sind weltberühmt. Es gibt in rund 50 Sprachen übersetzte Bücher, liebevoll illustrierte Bildergeschichten und viel beachtete Filme. Weniger bekannt ist die historische Persönlichkeit, die hinter der populären Kunstfigur und ihren Lügengeschichten steht.
Die Ursprünge von Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen
Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, der am 11. Mai vor 300 Jahren geboren wurde, war ein begnadeter Erzähler. Als Page von Prinz Anton Ulrich, der zukünftige Ehemann der künftigen Zarin, erlebte er das russische Militär und Aristokratie. 1750 zurückgekehrt ins beschauliche Bodenwerder, beeindruckte der Rittmeister seine Jagdfreunde mit Anekdoten vom Reisen in der Kutsche oder zu Pferde.
Dass Autoren wie Rudolf Erich Raspe seine Abenteuer dann ungefragt veröffentlichten, weckte den Zorn des Landadligen. Raspes in London erschienenes Buch wurde ein Erfolg. Der Göttinger Gelehrte und Dichter Gottfried August Bürger bearbeitete die Geschichten und übersetzte sie ins Deutsche. «Münchhausen wollte Bürger verklagen», sagt Tina Breckwoldt, Buch- Autorin von «Die ganze Wahrheit über Münchhausen & Co».

«Seine Geschichten waren dazu gedacht, die Zuhörer zu amüsieren. Er wollte nicht lügen, sondern Lügen entlarven», betont die Sprachwissenschaftlerin. Als Lügenbaron ist Münchhausen jedoch in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen. Dabei ist diese Bezeichnung wohl eine Erfindung der Anwälte von Münchhausens zweiter Frau im Scheidungskrieg, kurz bevor er 1797 starb.
Der Held von Bodenwerder
In dem 5500-Einwohner-Ort im Weserbergland rund 60 Kilometer südlich von Hannover ist der Offizier im Dienst der russischen Zarin allgegenwärtig. Die jahrenlang-geplanten Jubiläumsfeierlichkeiten mussten wegen der Corona-Pandemie zwar verschoben werden. Immerhin darf das Münchhausen-Museum unter Auflagen am 12. Mai wieder öffnen.

Museumschefin Claudia Erler hat die Sammlung von privaten Erinnerungsstücken, Dokumenten und Bildern neu gestaltet. Die Erläuterungen zu den Museumsobjekten sind auch ins Englische und Russische übersetzt. In Russland ist Münchhausen besonders populär, immerhin lebte er zwischen 1738 und 1750, in Russland und Lettland.
Auch wenn Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen unter seinem unfreiwilligen Weltruhm litt und mit ihm haderte: Die Kunstfigur lebt weiter – als Schelm und Underdog. «Münchhausen ist unfassbar sympathisch, nie um eine Ausrede verlegen und kommt aus jeder Patsche heraus», sagt Biografin Breckwoldt. Damit könne sich jeder identifizieren.