Hunderte Streubombenopfer seit russischer Ukraine-Invasion
Im Ukraine-Krieg wurden 215 Menschen durch den Einsatz von international geächteter Streumunition getötet. Fast 500 weitere wurden verletzt.
Das Wichtigste in Kürze
- 215 Menschen wurden im Ukraine-Krieg durch Streumunition getötet, 474 weitere verletzt.
- Der Einsatz von Streumunition ist international geächtet und fordert zumeist zivile Opfer.
- Russland setzt in der Ukraine Streumunition in grossen Mengen ein.
International geächtete Streumunition ist nach Angaben von Beobachtern in diesem Jahr weltweit nur in der Ukraine eingesetzt worden. Russland habe in seinem Angriffskrieg grosse Mengen davon abgeschlossen, berichtete die internationale Streumunition-Koalition am Donnerstag in Genf.
Seit der russischen Invasion im Februar seien bis Ende Juni mindestens 215 Menschen durch Streumunition getötet worden. Weitere 474 wurden durch Streumunition verletzt, hiess es im Bericht.
Vermutlich seien die Zahlen viel höher: Nicht alle Fälle würden erfasst. Auf russischer Seite spricht die Koalition von Hunderten Einsätzen, die dokumentiert oder gemeldet wurden. Nicht alle konnten unabhängig geprüft werden. Auf ukrainischer Seite spricht der Bericht von drei Einsätzen.
Meiste Opfer von Streumunition sind Zivilisten
Als Streumunition werden viele kleinere Sprengsätze bezeichnet, die in Behältern aus Flugzeugen und Raketenwerfern abgeschossen werden. Sie werden wahllos und grossflächig verteilt und explodieren. Viele landen auch als Blindgänger in Böden und töten oder verletzen Menschen noch Jahre später. Die allermeisten Opfer sind Zivilisten.
Ein Übereinkommen von 2008 verbietet unter anderem den Einsatz von Streumunition und schreibt die Zerstörung von Beständen vor. 123 Staaten haben den Vertrag unterzeichnet. Darunter sind 24 Nato-Staaten, aber nicht die USA.
Weder Russland noch die Ukraine gehören dem Übereinkommen an. Die Streumunition-Koalition besteht aus Nichtregierungsorganisationen in aller Welt, die die Einhaltung des Übereinkommens überwachen.
Im vergangenen Jahr gab es erstmals seit 2011 keine Opfer durch neue Streubomben-Angriffe. Es wurden aber 149 Menschen getötet oder verletzt, weil Blindgänger aus früheren Konflikten explodierten. Die meisten Fälle passierten in Syrien. 2020 gab es noch 360 Opfer.
In Genf findet ab 30. August die jährliche Konferenz der Vertragsstaaten des Übereinkommens über Streumunition statt.