Impfstoff: Typ könnte Ursache für Nebenwirkungen sein

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Deutschland,

Vor rund einem Monat wurden AstraZeneca-Impfungen vorübergehend ausgesetzt. Nun trifft es einen weiteren Impfstoff.

Johnson & Johnson Impfstoff
Impfstoff-Typ könnte Ursache für Nebenwirkungen sein. - sda/Wolfgang Kumm

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Impfstoff von Johnson & Johnson führt in seltenen Fällen zu schweren Nebenwirkungen.
  • Ähnliche Nebenwirkungen wurden schon beim Impfstoff von AstraZeneca beobachtet.
  • Der Marktstart des Präparats von Johnson & Johnson in Europa wurde nun aufgeschoben.

Der Impfstoff von AstraZeneca hat nach der Impfung selten schwere Nebenwirkungen zur Folge. Ebenso der Impfstoff von Johnson & Johnson. Deutschen Experten zufolge hängen diese möglicherweise mit dem speziellen Typ dieser Impfstoffe zusammen.

«Beide Impfstoffe beruhen auf dem gleichen Prinzip und verursachen die gleichen Probleme. Das spricht meines Erachtens eher dafür, dass der Vektor selbst die Ursache ist», sagte Johannes Oldenburg vom Universitätsklinikum Bonn. Allerdings sei das zum gegenwärtigen Zeitpunkt spekulativ.

Hirnvenenthrombosen mit Impfstoff von Johnson & Johnson

Der US-Pharmakonzern hatte am Dienstag (13. April) wegen Berichten über sogenannte Sinusvenenthrombosen nach der Impfung den Marktstart seines Präparats in Europa aufgeschoben. Nur einen Tag nachdem mit der Auslieferung begonnen worden war.

Zuvor hatten Behörden in den USA ein vorübergehendes Aussetzen der Impfungen empfohlen. Zuvor waren im Land sechs Fälle der Hirnvenenthrombosen erfasst worden. In drei Fällen kam es zusätzlich zu einer Thrombozytopenie, also einem Mangel an Blutplättchen. Seit der Zulassung Ende Februar wurden in den USA mehr als 6,8 Millionen Dosen des Impfstoffes eingesetzt.

Erst im März hatte Deutschland Impfungen mit dem Produkt des Herstellers Astrazeneca vorübergehend ausgesetzt. Auch andere europäische Länder stoppten die Impfungen zeitweise. Hintergrund war eine auffällige Häufung der speziellen Thrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen nach Impfungen mit dem Präparat. Inzwischen wird der Einsatz von Astrazeneca hierzulande nur für Menschen ab 60 Jahren empfohlen.

Als Vektor dient Adenovirus

In beiden Präparaten wird ein an sich harmloses Adenovirus als sogenannter Vektor genutzt. Dieses schleust Erbinformationen des Coronavirus in den Körper. Es sei theoretisch auch denkbar, dass das Spike-Protein des Virus die Nebenwirkungen verursacht, erklärte Oldenburg.

Dieses wird in allen verfügbaren Impfstoffen dem Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen präsentiert. Ebenso sei es grundsätzlich möglich, dass die Nebenwirkungen unspezifisch im Rahmen der allgemeinen Immunantwort ausgelöst würden.

Auch Clemens Wendtner vermutet, dass den Nebenwirkungen bei beiden Impfstoffen ein ähnlicher Mechanismus zugrunde liegt. «Wir haben im Fall von Johnson & Johnson die gleichen Nebenwirkungen, die auch bei Astrazeneca aufgetaucht sind», sagt Wendtner. Er ist Chefarzt an der München Klinik Schwabing.

«Da stellt sich die Frage, ob es hier einen Klasseneffekt gibt. Also die Adenoviren, die als Vektoren genutzt werden, die Probleme auslösen.»

Durch Immunreaktion werden Blutplättchen aktiviert

Einige Experten wie Andreas Greinacher von der Universitätsmedizin Greifswald vermuten, dass die Betroffenen im Verlauf der Immunreaktion bestimmte Antikörper bilden. Diese aktivieren dann die Blutplättchen, was wiederum zu Blutgerinnseln führt.

Bei einer Sinusvenenthrombose kommt es zu einem Verschluss bestimmter Venen im Gehirn durch Blutgerinnsel. Dies macht sich vor allem durch Kopfschmerzen bemerkbar, auch epileptische Anfälle, Lähmungen oder Sprachstörungen können auftreten. Ein Mangel an Blutplättchen wiederum führt zu einer erhöhten Blutungsneigung. Als Symptome treten punktförmige Einblutungen in die Haut oder Schleimhäute auf, gelegentlich auch starkes Nasenbluten.

Bis zum 8. April wurden dem Paul-Ehrlich-Institut 46 Fälle einer
nach Impfung AstraZeneca-Impfstoff (Vaxzevria) gemeldet, in 24 Fällen zusätzlich eine Thrombozytopenie. Fünf Frauen und drei Männern starben.

Mit Ausnahme von sieben Fällen betrafen alle Meldungen Frauen im Alter zwischen 20 und 66 Jahren. Die Männer waren 24 bis 58 Jahre alt.

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