«Schön dass es vorbei ist»: Iran gibt britischen Tanker frei
Die UN-Generaldebatte brachte keine Lösung im Iran-Konflikt. Doch nun gibt es ein Problem weniger. Der im Iran festgehaltene britische Öltanker «Stena Impero» konnte wieder in See stechen. Es könnte ein Puzzlestück im Friedensplan des iranischen Präsidenten Ruhani sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Der seit Mitte Juli in der Strasse von Hormus im Iran festgehaltene britische Öltanker «Stena Impero» ist zurück in internationalen Gewässern.
Nach der Freigabe durch iranische Behörden ist das Schiff auf dem Weg nach Dubai, wie die Reederei Stena Bulk mitteilte.
Die «Stena Impero» habe den Hafen von Bandar Abbas verlassen und die Crew fahre nun unter anderem für medizinische Untersuchungen nach Dubai, erklärte Reedereichef Erik Hånell. Gegen Mittag habe das Schiff die iranischen Gewässer verlassen. «Schön, dass es vorbei ist», sagte er dem schwedischen Fernsehsender SVT.
Das Aussenministerium in London bezeichnete die Festsetzung des Schiffes als illegal. «Das ist Teil eines Musters von Versuchen, die Freiheit der Meere zu beeinträchtigen. Wir arbeiten mit unseren internationalen Partnern daran, die Schifffahrt und das Internationale Recht aufrechtzuerhalten», hiess es in einer Mitteilung am Freitag.
Die iranischen Revolutionsgarden hatten den Tanker am 19. Juli unter dem Vorwurf festgesetzt, Vorschriften des Seerechts im Persischen Golf missachtet zu haben. Sieben der 23 Besatzungsmitglieder waren bereits Anfang September freigelassen worden. Den verbliebenen 16 Crewmitgliedern gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Hånell. Sie hätten sich angesichts der schwierigen und aufreibenden Situation in den vergangenen zehn Wochen professionell verhalten. Die Reederei arbeite nun daran, sie schnellstmöglich wieder mit ihren Familien zusammenzuführen.
Die britische Regierung vermutete hinter der Festsetzung der «Stena Impero» eine Reaktion auf einen ähnlichen Vorfall im britischen Gibraltar: Dort war Anfang Juli ein Supertanker mit Öl aus dem Iran, das für Syrien bestimmt gewesen sein soll, an die Kette gelegt worden. Die Lieferung verstiess den Behörden zufolge gegen EU-Sanktionen gegen das Kriegsland Syrien. Den Hinweis auf das Schiff hatten die Briten von den USA erhalten.
Der Iran sprach von «Piraterie» und drohte mit Konsequenzen. Mitte August wurde die «Adrian Darya-1» schliesslich freigegeben. Mutmassungen, es habe sich um ein Tauschgeschäft gehandelt, um die «Stena Impero» freizubekommen, wies London vehement zurück.
Die Strasse von Hormus ist eine der wichtigsten Seestrassen der Welt. Sie verbindet den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean. Ein Grossteil des weltweiten Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Die Spannungen in der Region hatten sich in den vergangenen Monaten immens verschärft. Die Handelsschifffahrt wurde in den Konflikt zwischen den USA und dem Iran hineingezogen. Es kam zu mehreren Zwischenfällen mit Tankern und Drohnen.
Hinter den Spannungen zwischen Teheran und Washington steht der Atomstreit beider Länder. Die Amerikaner werfen der iranischen Führung vor, Atomwaffen bauen zu wollen. Der Iran weist das zurück. Die USA waren 2018 im Alleingang aus dem internationalen Atomabkommen ausgestiegen, das den Iran am Bau einer Atombombe hindern und zugleich dessen politische und wirtschaftliche Isolation beenden sollte. Seitdem setzt die US-Regierung die Führung in Teheran mit massiven Wirtschaftssanktionen gegen das Land unter Druck, um ein strengeres und auf andere Gebiete erweitertes Abkommen zu erzwingen. Der Iran widersteht dem Druck bisher.
Wegen des Streits um die «Stena Impero» und weiterer Vorfälle mit Tankern im Persischen Golf und Ölanlagen in Saudi-Arabien arbeiten die USA an einer Koalition für einen militärischen Schutz der Handelsschiffe in der Region.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani hatte bei der UN-Vollversammlung in New York einen Plan für Sicherheit und Frieden in der Strasse von Hormus vorgelegt. Mit der Initiative «Koalition der Hoffnung» für den Persischen Golf wolle der Iran zusammen mit den arabischen Golfstaaten und ohne ausländische Schutzmächte für die Sicherheit der Schifffahrt im Persischen Golf sorgen.