Israel-Gaza-Krieg

Israel-Krieg – Experte: Greta spaltet mit Gaza-Posts Klimabewegung

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Schweden,

Greta Thunberg hat sich im Israel-Krieg klar auf die Seite der Palästinenser gestellt. Für ihr wichtigstes Anliegen – das Klima – heisst das wohl nichts Gutes.

Israel-Krieg
Greta Thunberg hat sich im Israel-Krieg solidarisch mit Palästina geäussert. - X/@GretaThunberg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Klima-Ikone Greta Thunberg hat Bilder mit Palästina-Plakaten gepostet.
  • Das könnte für die Klimabewegung böse Folgen haben.
  • Es ist aber auch denkbar, dass das grüne Anliegen für noch mehr Personen interessant wird.

Die Aufregung war gross, als sich Greta Thunberg (20) kürzlich zum Israel-Krieg äusserte. In den sozialen Medien rief sie zur Solidarität mit Palästina und Gaza auf.

Unter anderem aus Israel kassierte sie daraufhin heftige Kritik – sogar von ihren Klima-Mitstreiterinnen und -streitern. Auch das deutsche Aushängeschild Luisa Neubauer (27) sagte gegenüber dem «Zeitmagazin», sie sei enttäuscht. Bisher habe sie Greta als «ausserordentlich reflektiert und weitsichtig» wahrgenommen.

Das Image der Schwedin und der Klimaaktivisten insgesamt scheint wegen ihrer Posts also zu leiden. Ein klassisches Eigentor?

«Absolut kontraproduktiv»

Reputationsexperte Bernhard Bauhofer hat wenig Verständnis für Gretas Posts: «Es ist absolut kontraproduktiv, dass sie dieses Thema besetzt», sagt er zu Nau.ch.

Der Nahost-Konflikt sollte für eine Klimaaktivistin eigentlich keine Relevanz haben. «Es ist wahrscheinlich ihre persönliche Haltung, gegen Israel zu sein.»

Was halten Sie von Greta Thunbergs Pro-Palästina-Aktionen?

Das Problem: Wenn Greta sich im Israel-Krieg so klar positioniere, widerspreche sie indirekt dem Grundprinzip der Klimabewegung, so Bauhofer. «Mit solchen Äusserungen spaltet sie. Jedoch müsste das Thema Klima für alle Menschen eigentlich gleich relevant sein», erklärt er.

Tatsächlich haben ihre Aussagen Folgen: Israel will die Klimaaktivistin aus dem Lehrplan streichen. Doch nicht nur in Israel, auch ganz generell könnte Thunberg laut Bauhofer Anhänger verlieren.

Gaza-Krieg kann fürs Klima von Relevanz sein

Jevgeniy Bluwstein von der Uni Bern ordnet die Posts von Greta etwas anders ein. Auch er erwähnt gegenüber Nau.ch den persönlichen Aspekt von Gretas Haltung. Der Experte für Klimaaktivismus sagt: Greta Thunberg sei «ein Mensch, der in Schweden aufgewachsen ist, in einem Land, das traditionell Palästina-solidarisch ist».

Jedoch teilt Bluwstein die Ansicht nicht, dass der Nahost-Konflikt für die Klimabewegung irrelevant ist. Zur Klimagerechtigkeit gehören auch Themen wie der Kolonialismus oder der strukturelle Rassismus. Palästinas Kampf gegen die israelische Besatzung kann aus dieser Perspektive ein wichtiges Element sein.

Bluwstein sagt, dass die Äusserungen von Thunberg auch der Schweizer Klimabewegung schaden könnten. Vor allem, wenn Medien oder politische Parteien diese gegen die Bewegung instrumentalisieren.

Greta-Solidarität könnte Klimabewegung öffnen

Viele, die sich ausserhalb des deutschsprachigen Raums fürs Klima einsetzen, fänden aber «kaum bis nichts Problematisches an Gretas Post».

Es könnte seiner Ansicht nach auch sein, dass sich beispielsweise die Schweizer Klimabewegung durch die Solidarität mit Palästina öffnen könnte. Dies beispielsweise für Menschen mit Migrationshintergrund oder andere Minderheiten, wie Bluwstein erklärt: «Diese Menschen sind in der Schweizer Klimabewegung bis jetzt sehr unterrepräsentiert.»

Man muss laut Reputationsexperte Bauhofer in jedem Fall sehen, dass Greta Thunberg nicht einfach irgendeine Klimaaktivistin ist: «Sie ist ganz klar das Aushängeschild, der Star – und das weltweit.» Entsprechend habe ihre Meinung Gewicht und einen Einfluss auf die ganze Bewegung.

Schweiz Klima
Die Schweizer Klimabewegung könnte unter Gretas Äusserungen zum Israel-Krieg leiden, aber es entstehen auch neue Optionen. - keystone

Dass Greta mit ihren Posts zum Israel-Krieg schlicht das Scheinwerferlicht sucht, glaubt Bauhofer indes nicht: «Die Klimabewegung an sich bringt schon genügend Aufmerksamkeit.»

Greta Thunberg sorgte in den vergangenen Tagen gleich mit zwei Posts in den sozialen Medien für Wirbel. Am 20. Oktober teilte sie ein Bild, wo sie ein «Stand with Gaza»-Plakat hält. Darunter schrieb sie allerdings einen Tag später, dass sie gegen die «schrecklichen Angriffe der Hamas» sei. Es brauche Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten.

Eine Woche später, am 27. Oktober, folgte dann das nächste Bild zum Israel-Krieg, das sie mit einem «Gerechtigkeit für Palästina»-Transparent zeigte.

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