Jasmila Žbanić mit Film über Bosnienkrieg am Filmfestival in Venedig
Jasmila Žbanić will beim Filmfest in Venedig die Zuschauer aufrütteln. In ihrem Film «Quo Vadis, Aida?» erinnert sie an das Massaker in Srebrenica.
Das Wichtigste in Kürze
- Jasmila Žbanić präsentiert am Filmfest in Venedig ihren neuen Film «Quo Vadis, Aida?».
- Sie erinnert darin an den Bosnienkrieg, genauer an das Massaker in Srebrenica 1995.
- Die Geschehnisse des Krieges werden aus weiblicher Perspektive gezeigt.
Sie gewann schon den Goldenen Bären der Berlinale. Nun ist die in Berlin lebende Jasmila Žbanić in der Löwenkonkurrenz in Venedig dabei – und will aufrütteln. Auch das neue Werk von Pedro Almodóvar feiert auf dem Lido Premiere.
Mit ihrem Wettbewerbsbeitrag «Quo Vadis, Aida?» erinnert die in Berlin lebende Regisseurin Jasmila Žbanić beim Filmfest Venedig an das Massaker in Srebrenica.
Was wurde aus «Nie wieder»?
«Srebrenica ist einen 40-minütigen Flug von Wien oder weniger als zwei Stunden von Berlin entfernt.» Es sei beängstigend, dass ein solcher Völkermord direkt vor europäischen Augen stattgefunden habe. Und das, nachdem alle millionenfach wiederholt haben «Nie wieder». So äusserte sich die 45-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur vor der Premiere ihres Dramas am Donnerstagabend in Venedig.
In «Quo Vadis, Aida?» erzählt die Regisseurin von Aida, die während des Bosnienkrieges als Übersetzerin für die Vereinten Nationen arbeitet. Der Film fokussiert sich auf die Tage im Juli 1995, als fast 8000 Bosnier von Ratko Mladićs Armee ermordet wurden. Die Massaker wurden später als Genozid eingestuft.
«Quo Vadis, Aida?» ist eine deutsche Koproduktion und gehört zu den 18 Beiträgen, die bei der diesjährigen Festivalausgabe um die Hauptpreise konkurrieren.
Žbanić: Genug Kriegsfilme aus männlicher Perspektive
Žbanić betonte: «In unserem Film zeigen wir einen Krieg aus weiblicher Perspektive, weil wir genug Filme (...) aus männlicher Perspektive haben.»
Schon mit ihrem Film «Esmas Geheimnis» thematisierte sie den sexuellen Missbrauch während des Bosnienkrieges. Dafür gewann sie bei der Berlinale 2006 den Goldenen Bären.
«Der Goldene Bär war sehr wichtig für meine Arbeit und für weibliche Opfer in Bosnien. Es ist uns gelungen, das bosnische Gesetz so zu ändern, dass vergewaltigte Frauen als Kriegsopfer anerkannt wurden.»
Die Konkurrenz: Pedro Almodóvar mit «The Human Voice»
Ausser Konkurrenz stand in Venedig am Donnerstag auch das neue Werk von Pedro Almodóvar auf dem Programm. Der spanische Oscarpreisträger («Alles über meine Mutter») stellte in der Lagunenstadt «The Human Voice» vor: Einen 30 Minuten langen Kurzfilm mit Tilda Swinton.
«The Human Voice» wurde laut Almodóvar erst im Juli gedreht. Das Werk basiert auf einem Theaterstück von Jean Cocteau. Es erzählt von einer Frau (Swinton), die mit dem Ende ihrer Beziehung kämpft.
Der Film sei «eine moralische Lehrstunde über das Verlangen», erklärte der 70-jährige Almodóvar in einem vorab veröffentlichten Statement des Festivals. Die schottische Schauspielerin Swinton war beim Filmfest am Mittwochabend mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk geehrt worden.