Jetzt zittern mächtige Russen vor Anschlägen
Das Wichtigste in Kürze
- In der Nacht zum Sonntag tötete eine Autobombe die Propagandistin Daria Dugina (†29).
- Russische Oligarchen fürchten nun, sie könnten die nächsten sein.
- Währenddessen schiebt der Kreml die Schuld der Ukraine in die Schuhe.
Darja Dugina (†29) wurde in der Nacht zum Sonntag in einem Vorort Moskaus von einer Autobombe getötet. Brisant: Das Attentat soll ihrem Vater, dem rechtsnationalistischen Ideologen Alexander Dugin, gegolten haben.
Der Tod der kremlnahen Moderatorin schlägt in Russland hohe Wellen. Dazu trägt auch bei, dass die Explosion sich unweit des Viertels Rubljowka ereignete, wo Moskaus Reiche und Mächtige wohnen.
«Die Rubljowka zittert», schreibt darum Sergej Markow, ein kremlnaher Politologe auf Telegram. Der Anschlag auf Dugina käme für die Oligarchen einer Mahnung gleich: «Du könntest der Nächste sein.»
Kreml beschuldigt Ukraine
Dementsprechend schnell reagierte der Kreml auf Duginas Tod. Nach nur einem Tag präsentiert der Inlandsgeheimdienst FSB der Öffentlichkeit eine mutmassliche Täterin: Eine ukrainische Geheimagentin.
Kiew wies jegliche Beteiligung an der Autobombe aber bereits am Wochenende zurück. Auch der russische Oppositionspolitiker und Putin-Kritiker Ilja Ponomarjow nannte einen anderen Schuldigen. Er verlas am Sonntag ein Manifest der russische Untergrundbewegung NRA und machte sie für die Attacke verantwortlich.
Russland-Experte Ulrich Schmid hingegen meint auf Anfrage, es sei durchaus möglich, dass Kriegsgegner nun militanter gegen den Kreml vorgehen. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Protestaktionen in Russland, die meist hart bestraft wurden. Möglicherweise greift der Widerstand gegen Putin inzwischen also zu schwereren Geschützen.
Steckt Russland selbst hinter dem Attentat?
Es gibt aber auch Stimmen, gemäss denen der FSB selbst hinter dem Attentat steckt. Dugins Tod hätte ihn zum Märtyrer machen können, sagt etwa der russische Politologe Fjodor Krascheninnikow der «Nowaja Gaseta». Die Schuld dann der Ukraine in die Schuhe zu schieben, würde dem Kreml durchaus nützen.
Tatsächlich wurden nach dem Bekanntwerden des Attentats unter russischen Kriegspropagandisten viele Stimmen laut, die härtere Angriffe auf die Ukraine forderten. So schrieb etwa RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan auf Telegram, dass Russland jetzt auf die «Entscheidungszentren» zielen müsse.
«Eine Intensivierung der Angriffe könnte man jetzt als Vergeltungsschlag rechtfertigen», meint auch Ulrich Schmid. Dies scheint auch die Ukraine zu befürchten: Kiew verbietet diese Woche grosse Menschenversammlungen – aus Angst vor Anschlägen auf ukrainische Regierungsmitglieder.