Katalonien: Separatisten demonstrieren erneut in Barcelona
Spanien kommt nicht zur Ruhe. Rund 350'000 Menschen gingen am Samstag für die Unabhängigkeit von Katalonien in Barcelona auf die Strasse
Das Wichtigste in Kürze
- Befürworter einer Abspaltung Kataloniens protestierten am Samstag erneut.
- Es blieb friedlich – aber andere verbreiteten wieder Chaos und Gewalt.
Hunderttausende Katalanen haben erneut gegen langjährige Haftstrafen für neun Führer der Unabhängigkeitsbewegung von Katalonien protestiert. Rund 350'000 Menschen gingen vorgestern Samstag Behördenangaben zufolge in der Regionalhauptstadt Barcelona unter dem Motto «Llibertat» (Freiheit) auf die Strasse.
Zu der Kundgebung hatten die Organisationen ANC (Katalanische Nationalversammlung) und Omnium Cultural aufgerufen, deren frühere Chefs ebenfalls in Haft sind. Bei einer weiteren Demonstration gewaltbereiter Aktivisten vor dem Polizeipräsidium Barcelonas kam es am späteren Abend wieder zu Ausschreitungen.
Festnahmen und Verletzte in Katalonien
Drei Menschen seien festgenommen worden, berichteten spanische Medien unter Berufung auf die Einsatzkräfte. Über 40 Verletzte mussten ärztlich betreut werden, darunter auch mehrere Polizisten.
Die Demonstranten hätten unter anderem Farbbeutel und Flaschen auf die Beamten geworfen. Diese drängten die Angreifer mit Schlagstöcken zurück.
Proteste wegen Gerichtsurteil gegen Separatisten
Die abtrünnige Region Katalonien kommt seit zwei Wochen nicht zur Ruhe. Am 14. Oktober hatte das Oberste Gericht in Madrid sieben Regionalpolitiker und zwei Aktivisten verurteilt. Es handelt sich um die früheren Führer von ANC und Omnium Cultural.
Sie wurden wegen ihrer Rolle beim illegalen Abspaltungsreferendum vom Oktober 2017 zu Gefängnisstrafen bis zu 13 Jahren verurteilt. Seither gibt es immer wieder teils gewalttätige Proteste. Insgesamt wurden dabei schon mehr als 200 Verdächtige festgenommen.
Die Grossdemo am frühen Samstagabend verlief hingegen friedlich. Die Teilnehmer skandierten Slogans wie «Unabhängigkeit!» sowie «Freiheit für die politischen Gefangenen!».
El Clásico in Barcelona verschoben
Wegen befürchteter Unruhen war aber das geplante Fussball-Spitzenspiel zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid vorsorglich auf den 18. Dezember verschoben worden.
Schon am Freitag voriger Woche gingen nach Angaben der Polizei über eine halbe Million Separatisten auf die Strasse. An dem Tag erlebten Barcelona und ganz Katalonien die bislang gewalttätigste Nacht.
Die sozialistische Zentralregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez weigert sich unterdessen weiterhin, mit den Separatisten zu sprechen. Der Regionalpräsident von Katalonien, Quim Torra, müsse vorher die jüngste Gewalt ausdrücklich verurteilen, hiess es.