Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für Angriffe auf Saporischschja verantwortlich

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Die Lage rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja bleibt weiter angespannt: Die Ukraine und Russland machten sich am Wochenende erneut gegenseitig für Angriffe auf Europas grösstes Atomkraftwerk verantwortlich.

Das Atomkraftwerk Saporischschja im April
Das Atomkraftwerk Saporischschja im April - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Selenskyj wirft Russland «Erpressung» und «Zynismus» bei Besetzung von Akw vor.

«Wir haben Informationen über neue Provokationen von Seiten der (russischen) Besatzer», erklärte die ukrainische Atombehörde Energoatom am Samstag im Messengerdienst Telegram. Ukrainische Vertreter meldeten zudem, dass die russischen Truppen in der südukrainischen Region Cherson nach der Beschädigung mehrerer Brücken zunehmend isoliert seien.

Nach Angaben von Bewohnern der Stadt Enerhodar «gibt es erneut Bombenangriffe in Richtung der Atomzentrale Saporischschja», teilte Energoatom mit. In der weiterhin von Kiew kontrollierten Stadt liegt das von russischen Truppen besetzte grösste Atomkraftwerk Europas, das in den vergangenen Tagen wiederholt attackiert worden war.

Der ukrainische Militärgeheimdienst teilte am Samstagabend mit, Russland «bombardiert das Atomkraftwerk aus unmittelbarer Nähe von der Ortschaft Wodjane am rechten Ufer des Dnipro aus». Der Fluss trennt die von den Russen und die von der Ukraine kontrollierten Gebiete.

Die von Moskau eingesetzte Verwaltung in den russisch kontrollierten Gebieten warf hingegen den ukrainischen Truppen vor, für die Angriffe verantwortlich zu sein. «Enerhodar und das Akw Saporischschja sind erneut unter Beschuss der Anhänger» des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, erklärte Wladimir Rogow, Mitglied der prorussischen Zivil- und Militärverwaltung.

Selenskyj warf Russland in seiner täglichen Videobotschaft erneut «Erpressung» vor. Die «Besatzer» nutzten das Akw, um «auf extrem zynische Weise» Angst zu verbreiten, sagte er am Samstagabend. Die russischen Truppen «verstecken» sich hinter dem Akw, um die ukrainisch kontrollierten Städte Nikopol und Marhanez zu beschiessen, fügte er hinzu.

Jeder Tag, an dem das russische Kontingent auf dem Gelände des Akw verbleibe, erhöhe «die nukleare Bedrohung für Europa», warnte Selenskyj. Er forderte «neue Sanktionen» gegen Russland mit dem Ziel, die russische Atomindustrie zu «blockieren».

Die beiden Konfliktparteien hatten sich in der vergangenen Woche wiederholt gegenseitig für Angriffe auf das Akw verantwortlich gemacht. Die Raketenangriffe wecken Befürchtungen einer Katastrophe am grössten Atomkraftwerk Europas, der UN-Sicherheitsrat hielt eine Dringlichkeitssitzung dazu ab.

Nach den ersten Angriffen am 5. August musste ein Reaktor heruntergefahren werden. Bei Angriffen am Donnerstag wurden eine Pumpstation und Strahlungssensoren beschädigt. Die ukrainischen Behörden und westliche Verbündete fordern eine entmilitarisierte Zone rund um das Akw und einen Abzug der russischen Truppen, die das Akw seit März besetzt halten.

Im Süden der Ukraine, wo Kiew eine Gegenoffensive gestartet hat, gelang es den ukrainischen Truppen nach eigenen Angaben, die russischen Streitkräfte weiter zu isolieren. Alle Brücken am Dnipro in der Region um Cherson seien zerstört oder beschädigt worden, erklärte der Regionalabgeordnete Serhij Chlan am Sonntagmorgen.

«Die einzige Möglichkeit für die Besatzer, den Fluss zu überqueren, sind Pontons in der Nähe der Antoniwski-Brücke», fügte der Politiker hinzu. Diese reichten für den russischen Bedarf jedoch nicht aus. «Russland verlegt seine Kommandozentralen vom rechten ans linke Flussufer, da ihnen klar ist, dass sie im Falle einer Eskalation nicht rechtzeitig evakuiert werden können.»

Die russischen Truppen hatten Cherson relativ schnell nach Beginn des Einmarschs in die Ukraine eingenommen. Es ist die einzige Regionalhauptstadt, die sie bislang erobern konnten. Seitdem ist die russische Armee einige dutzend Kilometer in westlicher Richtung vorgerückt. Doch die drei russisch kontrollierten Brücken über den Dnipro wurden in den vergangenen Wochen mehrfach bombardiert.

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