«Kindheit zerstört»: Opfer-Aussagen im Lügde Prozess

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Deutschland,

Hohes Tempo und viele neue Entwicklungen im Prozess von Lügde: Dort werden am zweiten Tag erste Zeugen vernommen, auch Opfer - darunter ein kleines Mädchen.

Lügde
Einer der Angeklagten: Über viele Jahre hinweg sollen Kinder auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde hundertfach schwer sexuell missbraucht worden sein. Foto: Bernd Thissen - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Am zweiten Tag des Lügde-Prozesses werden erste Zeugen genommen.
  • Darunter auch ein Mädchen, das selber Opfer der Übergriffe war.

Der Prozess, der am Donnerstag unerwartet mit Geständnissen aller drei Männer begonnen hatte, könnte deutlich verkürzt werden. Damit würde man mit weniger als den geplanten 53 Zeugen auskommen.

Am Freitag werden die ersten vier Zeugen gehört, darunter zwei der mutmasslich insgesamt 34 minderjährigen Opfer. Auch ein zehnjähriges Mädchen ist dabei, es tritt unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Gerichtssaal. Die Kleine ist schwer traumatisiert. Ein Opferanwalt sagt am Rande der Verhandlung über die misshandelten Jungen und Mädchen: «Ihre Kindheit ist zerstört.»

Missbrauch in Lügde dauerte Jahre

Über viele Jahre hinweg sollen Minderjährige in mehreren hundert Fällen teilweise schwer sexuell missbraucht und dabei gefilmt worden sein. Dies soll auf einem Campingplatz in Lügde und in einer Wohnung in Steinheim in Nordrhein-Westfalen passiert sein.

Die Vorsitzende Richterin Anke Grudda entscheidet am Freitag zunächst, das Verfahren gegen den 49-jährigen Heiko V. aus Stade in Niedersachsen abzutrennen. Er soll sich in Webcam-Übertragungen angesehen haben, wie Minderjährigen schwere Gewalt angetan wurde, teilweise soll er dazu angestiftet haben.

Vier Zeugenaussagen, darunter zwei Angeklagte

Im laufenden Missbrauchsprozess sitzen also noch zwei Männer auf der Anklagebank - der 56-jährige Andreas V. aus Lügde und der 34-jährige Mario S. aus Steinheim. Sie sollen die brutalen Taten verübt, auch vergewaltigt haben.

Alle vier Zeugen sagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus - zuerst eine heute 19-jährige Betroffene. Offenbar will sie ihrem mutmasslichen Peiniger Andreas V. ins Gesicht sehen - sie möchte ausdrücklich, dass die Angeklagten den Saal nicht verlassen, wie ihre Anwältin betont.

Andreas V. will sich entziehen - raus aus dem Raum. Sein Verteidiger beantragt das, erfolglos. «Nein, das soll er sich ruhig anhören», sagt Richterin Grudda.

Zehnjähriges Mädchen und die Mutter

Dann werde er sein Gesicht mit einer Akte verdecken, erwidert der Verteidiger. «Ja, soll er sich dahinter verstecken», kontert die Richterin.

Dann sind das zehnjährige Mädchen und ihre Mutter dran. Beide sind in therapeutischer Behandlung, schildert Roman von Alvensleben, der das Mädchen vertritt. Was im Saal gesagt wird, dringt nicht nach draussen. Aber Richterin Grudda stellt zuvor klar: «Ich werde meine Robe ausziehen und mich nach unten setzen.»

Sensibler Umgang ist gefordert. Alle Nebenkläger verlassen vorher den Raum. Zu viele fremde Menschen, zu viele schwarze Gewänder - das könnte das Mädchen verängstigen. Die Kleine kommt zusammen mit einer psychosozialen Prozessbegleiterin.

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