Klimawandel und Corona lassen FSME-Zahlen steigen
Mit den steigenden Temperaturen treibt es die Menschen wieder raus in die Natur. Dort wartet allerdings schon die eine oder andere blutsaugende Zecke. Sind die steigenden FSME-Zahlen nur ein Trend? Oder eine Entwicklung?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Klimaerwärmung und die Folgen der Corona-Pandemie haben Experten zufolge die Zahl der FSME-Erkrankungen im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert steigen lassen.
In Deutschland seien 2020 so viele Menschen an der durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt wie nie seit Beginn der Meldepflicht vor 20 Jahren, teilte die Stuttgarter mit.
Genaue Zahlen werde das Robert Koch-Institut in den kommenden Tagen in seinem wöchentlichen Epidemiologischen Bulletin veröffentlichen, hiess es. Die Krankheit wird durch Zeckenbisse übertragen und kann unter anderem mit einer Hirnhautentzündung einhergehen. Bundesweit erreichte die Zahl der Erkrankungen nach Angaben der Stuttgarter Universität Hohenheim einen Höchstwert. Laut RKI schwankt die jährliche FSME-Fallzahl seit 2001 aber auch stark.
«Als Ursache für diesen dramatischen Trend können wir zum einen Corona mitverantwortlich machen», sagte Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (München) der dpa. Denn die dem RKI gemeldeten Zahlen der hingen unter anderem auch vom Freizeitverhalten der Menschen ab. Menschen hielten sich in ihrer Freizeit häufiger im Freien auf, so steige das Risiko.
Allerdings suchten als Folge der klimatischen Veränderungen bestimmte Zeckenarten nun auch bereits früher nach Wirten, die sie stechen könnten, sagte Dobler. Damit steige das Risiko für Menschen, früher im Jahr an Erregern zu erkranken, die durch Zecken übertragen würden, warnte der Leiter der Abteilung für Virologie und Rickettsiologie.
Die meisten FSME-Infizierten bleiben zwar beschwerdefrei. Aber in schweren Fällen kann diese Viruserkrankung zu einer Gehirnentzündung führen und das Rückenmark beschädigen. Bis vor wenigen Jahren galt vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) als Übeltäter. «Aber es ist nicht mehr nur der Gemeine Holzbock, der FSME übertragen kann», teilte die Hochschule mit. Inzwischen wurde das FSME-Virus nach Angaben des RKI auch in nachgewiesen. Forscher beobachten beide. Weitere Zahlen zu den Erkrankungen und neuen Entwicklungen wollen Experten unter anderem aus Hohenheim am 10. März veröffentlichen.
Die Erkrankung ist von wenigen Landkreisen abgesehen vor allem in Süddeutschland bis hinein nach Hessen, Thüringen und Sachsen verbreitet. Eine Impfung wird Menschen empfohlen, die sich in der Natur aufhalten und ein Risiko für Zeckenstiche haben. Sie sollte frühzeitig vor dem Sommer beginnen, weil zwischen den insgesamt drei Impfterminen genügend Zeit verstreichen muss. In Risikogebieten wie Baden-Württemberg und Bayern werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen. Für die Behandlung der FSME gibt es dagegen keine Medikamente.