Kolonialismus: Kritik an Denkmälern nur der Anfang

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Deutschland,

Weltweit werden Denkmäler des Kolonialismus und dessen Persönlichkeiten gestürzt. In Deutschland werden auch Kolonialverbrecher geehrt. Die Kritik wird lauter.

Kolonialismus
Strassenschilder in Weddling, Berlin, die den Kolonialismus gedenken: das rechte Schild wird dem Kolonialisten Gustav Nachtigal gewidmet. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch in Deutschland stehen Denkmäler zur Zeit des Kolonialismus.
  • Berlin Postkolonial will diese mit Denkmälern von Kritikern des Kolonialismus ersetzen.
  • Die AfD ist entsetzt. Alexander Gauland spricht von einem bereinigten Geschichtsbild.

Vor dem Hintergrund der Rassismusdebatte werden in anderen Ländern Kolonialdenkmäler gestürzt. Auch in Deutschland gibt es Kritik an solchen Statuen. Aus Sicht der Initiative Berlin Postkolonial ist es mit einem blossen Abbau von Denkmälern des Kolonialismus aber nicht getan. «Kolonialdenkmäler sollten nicht einfach abgeräumt werden», sagte Sprecher Christian Kopp der Deutschen Presse-Agentur.

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Demonstranten versenken im Hafen von Bristol bei einem Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt die Statue von Edward Colston. Colston war ein Kaufmann und Sklavenhändler im 17. Jahrhundert. Weltweit drücken Menschen ihre Solidarität nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd durch einen weissen Polizisten am 25. Mai in der US-Stadt Minneapolis aus. Foto: Ben Birchall/PA Wire/dpa - sda - Keystone/PA Wire/Ben Birchall

Konstruktiver wäre es aus seiner Sicht, Kunstschaffende aus ehemaligen Kolonien dazu einzuladen, Gegendenkmäler zu entwickeln oder zu verfremden. Kritische Infotafeln reichten nicht aus, sagte Kopp. Berlin Postkolonial setzt sich auch für die Umbenennung von Strassen in Berlin ein, die Kolonialisten gedenken.

Eine Statue von Hermann von Wissmann steht in Bad Lauterberg, oder eine Büste von Gustav Nachtigal in Stendal in Hamburg. Sie alle ehren Menschen, die in der Kolonialzeit an Verbrechen beteiligt waren. Weltweit hat sich nach dem Tod George Floyds die Wut über Rassismus an solchen Denkmälern Luft gemacht: In den USA, Grossbritannien und Belgien wurden in den vergangenen Tagen Denkmäler von Persönlichkeiten aus der Kolonialzeit gestürzt oder beschmutzt.

Kolonialismus: Deutschland hatte viertgrösstes Gebiet

Deutschland eignete sich ab 1884 Kolonien in Afrika, Ozeanien und Ostasien an und verfügte damit über das viertgrösste koloniale Gebiet. Die gewaltvolle Herrschaft der Deutschen führte zu Aufständen und Kriegen. Während des Herero-und-Nama-Kriegs (1904 bis 1908) im damaligen Deutsch-Südwestafrika begingen die Kolonialmächte einen Massenmord, der als erster Genozid des 20. Jahrhunderts gilt.

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Opfer des deutschen Kolonialismus in Namibia. - Twitter / @alphahistory

Auch im Maji-Maji-Krieg von 1905 bis 1908 im damaligen Deutsch-Ostafrika töteten sie Hunderttausende. Mit der Niederlage der Deutschen im Ersten Weltkrieg wurden ihre Kolonien unter den Siegermächten aufgeteilt.

Wie ein reflektierter Umgang mit Persönlichkeiten der aus dem Kolonialismus gelingen könnte, wird etwa in Hamburg diskutiert. Auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne stehen zahlreiche Büsten deutscher Kolonialisten, auch Häuser sind nach ihnen benannt. Neben dem Namensgeber des Geländes, Paul von Lettow-Vorbeck, sind auch Lothar von Trotha und Hermann von Wissmann darunter. Sie alle waren massgeblich an der blutigen Niederschlagung von Aufständen in den damaligen Kolonien beteiligt.

Rechte gehen auf die Barrikaden

Die AfD äusserte sich mit Blick auf den Sturz von Statuen im Ausland kritisch. Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Alexander Gauland, sprach von einem «ideologisch gefährlich verengten Geschichtsbild». «Versuche, ein von allen störenden Aspekten bereinigtes Geschichtsbild durchzusetzen, kannte man bislang nur aus totalitären Systemen», erklärte Gauland. «Das heisst nicht, dass die Personen, an die mit einem Denkmal erinnert wird, nicht kritisiert werden dürfen.»

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AfD-Fraktionschef Alexander Gauland - AFP

Berlin Postkolonial setzt sich schon seit Jahren dafür ein, auch Strassen umzubenennen, die Kolonialisten gedenken. Bundesweit gibt es etwa 20 solcher Gruppen. «Mit der Initiative wollten wir an konkreten Beispielen eine breite und kritische Debatte zum Kolonialismus anstossen. Eine Diskussion, an deren Ende unserer Meinung nach nur Umbenennungen stehen können», sagte Kropp von Berlin Postkolonial.

Die Geschichte des Kolonialismus aus dem öffentlichen Raum tilgen wolle man aber gerade nicht. «Bei Strassenumbenennungen setzen wir uns für den Erhalt der Kolonialgeschichte durch die Ehrung von Menschen aus dem antikolonialistischen Widerstand ein.»

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