Kremlkritisches Medium unter Druck: Meduza kann vorerst weitermachen
Das kürzlich in Russland zum «ausländischen Agenten» erklärte unabhängige Nachrichtenportal Meduza will nicht aufgeben. Einem Spendenaufruf seien bislang 80 000 Menschen gefolgt, schrieb die Redaktion am Mittwoch auf ihrer Internetseite. «Zusammen habt ihr ein Wunder vollbracht. Nur dank euch kann Meduza weiter arbeiten.» Wie viel Geld gespendet wurde, war zunächst nicht bekannt. Es reiche aber zumindest für die nächste Zeit, in der auch ein Plan geschmiedet werden solle, wie es langfristig weitergehen könnte, hiess es.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Gesetz müssen sich in Russland Medien und Nichtregierungsorganisationen als «ausländische Agenten» registrieren, wenn sie sich mit Geld aus dem Ausland finanzieren.
Das russische Justizministerium hatte Ende April erklärt, Meduza in ein solches Register aufgenommen zu haben und verwies darauf, dass das Unternehmen in Lettland registriert sei.
Meduza erklärte, dass der Redaktion durch die Brandmarkung direkt wichtige Werbepartner weggebrochen seien. Die Redaktionsräume in Moskau und Riga habe man schliessen und die Gehälter der Mitarbeiter um bis zu 50 Prozent kürzen müssen. Das Medium hat gegen die Einstufung als «ausländischer Agent» Klage eingereicht. Auch die EU und die Organisation Reporter ohne Grenzen hatten das Vorgehen der russischen Justiz als Angriff auf die Pressefreiheit kritisiert.