Der Regierungschef Litauens hat sich gegen die Umdeutung der Geschichte gestellt. Die Befreiung vom KZ Auschwitz-Birkenau jährt sich zum 75. Mal.
Yasmina Reza Ausflug  Auschwitz
Besucher gehen durch den Eingang mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei" in das frühere Konzentrationslager Auschwitz I. Yasmina Reza spricht in ihrem Roman über einen Ausflug nach Auschwitz. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Litauens Regierungschef hat sich gegen die Umdeutung der Judenverfolgung gestellt.
  • Premierminister Saulius Skvernelis ruft das litauische Volk dazu auf, auch zu handeln.
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Litauens Regierungschef Saulius Skvernelis hat sich vor dem 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gegen Versuche zur Umdeutung von Geschichte gestellt. 

Er warnte davor, die Folgen des Zweiten Weltkriegs für Litauen neu zu interpretieren. «Dies ist besonders wichtig zu beachten, wenn es um das Leiden und den unerträglichen Verlust des jüdischen Volkes geht». Dies deklarierte Skvernelis am Freitag in Vilnius. 

Die Geschichte des Leidens im Holocaust ist nach Worten von Skvernelis weiterhin eine offene Wunde Europas. «Auch Litauen hat diese Tragödie erlebt. Diese dunklen Seiten der Geschichte unseres Landes werden niemals geschlossen», wurde Skvernelis in einer Mitteilung der Staatskanzlei zitiert.

Vor dem Zweiten Weltkrieg waren 40 Prozent der Einwohner von Vilnius Juden. Die Stadt galt auch als «Jerusalem des Nordens». Während der deutschen Besatzung ermordeten die Nationalsozialisten und einheimische Helfer mehr als 90 Prozent aller damals rund 200'000 in Litauen lebenden Juden.

«Wir sind stolz auf die Litauer, die Juden gerettet haben, und wir verurteilen diejenigen, die an ihrer Ermordung beteiligt waren. Wir können die Vergangenheit nicht vergessen und wir können nicht vergeben. Wichtig ist nun jedoch sicherzustellen, dass es nie wieder passiert», sagte Skvernelins. 

In Litauen sorgten jüngst Pläne für eine Entschliessung des Parlaments für Aufsehen, die den litauischen Staat und die Bevölkerung von jeglicher Beteiligung am Holocaust freisprechen sollte. Jüdische Organisationen protestierten in scharfen Worten gegen das Vorhaben des Vorsitzenden des Parlamentsausschusses für den Freiheitskampf und das staatliche historische Gedächtnis. Diese würden später vorgeben, missverstanden worden zu sein.

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