Licht und Schatten für Kerzenhersteller in der Corona-Krise
Das Wichtigste in Kürze
- Auch bei den Herstellern von Kerzen machen sich die Corona-Pandemie und der damit verbundene Verschönerungstrend in den heimischen vier Wänden bemerkbar - allerdings auf sehr verschiedene Weise.
Wer breit aufgestellt sei und etwa Gartencenter oder grosse Einzelhandelsketten beliefere, für den laufe es recht gut, sagte Stefan Thomann, der Geschäftsführer der European Candle Association, des Verbands der Kerzenhersteller mit Sitz in Stuttgart. Wer dagegen hauptsächlich Kirchen oder kleine Geschäfte wie etwa Floristen zu seinen Kunden zähle, der habe die Krise voll zu spüren bekommen. «Da sind Umsätze massiv eingebrochen», sagte Thomann.
Am Ende insgesamt knapp unterhalb des Vorjahres herauszukommen, sei noch möglich, schätzt Thomann. Allerdings sei 2019 schon kein gutes Kerzenjahr gewesen - zu warm, zu sommerlich, als eigentlich Herbst hätte sein sollen.
Wie viele Kerzen pro Jahr in Deutschland ver- und gekauft werden, lässt sich nur näherungsweise sagen. Laut Europäischem Statistikamt wurden 2019 hierzulande knapp 63.000 Tonnen Kerzen im Wert von rund 143 Millionen Euro produziert, etwa 9000 Tonnen weniger als 2018. Verrechnet man das mit Import und Export, kamen rund 171.000 Tonnen Kerzen auf den Markt, rund 10.000 Tonnen weniger als im Jahr davor.
In diesem Jahr habe das Wetter eher eine untergeordnete Rolle gespielt, sagte Thomann. Bestimmend sei eindeutig Corona gewesen. Baumärkten und Gartencentern hatte die Pandemie zeitweise eine grosse Nachfrage beschert, weil viele Menschen ungewohnt und teilweise wohl auch ungewollt viel Zeit zu Hause verbringen mussten. «Die Leute machen es sich schön zu Hause», sagte Thomann. Das habe sich zumindest in Teilen auch beim Kerzenabsatz gezeigt.
Demgegenüber stünden die zwangsweise geschlossenen Geschäfte im Frühjahr und die oft noch viel schärferen Beschränkungen im Ausland. «Ikea hatte über Wochen seine Filialen geschlossen», sagte Thomann. «Das spielt ins ganze Jahr mit rein.» Auch das Geschäft mit den Kirchen habe schwer gelitten.
Ob die Pandemie die Branche dauerhaft verändere, lasse sich wohl erst am Ende der Saison sagen. «Was aber klar zu sehen ist: Es werden höherwertige Kerzen gekauft», sagte Thomann. Ob das bewusst geschehe, sei aber unklar. «Die Kerze ist eher ein Mitnahmeartikel.» Vorab geplant und gezielt umgesetzt werde der Kauf eher selten.
Auch der Trend zu mehr Nachhaltigkeit sei inzwischen in der Branche angekommen, etwa was die Ansprüche der Käufer an die verwendeten Rohstoffe angehe. «Das hat aber schon vor Corona angefangen», sagte Thomann.