Liverpool: Autobomber war zum Christentum konvertiert

Simon Binz
Simon Binz

Grossbritannien,

Der mutmassliche Täter (†32), der bei einem misslungenen terroristischen Anschlag in Liverpool starb, war vor Jahren zum Christentum konvertiert.

Liverpool
Polizisten in Liverpool: Mehrere Männer wurden nach der Explosion des Sprengsatzes vom Sonntag festgenommen. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei der Taxi-Explosion in Liverpool geht die Polizei von einem misslungenen Anschlag aus.
  • Beim verstorbenen mutmasslichen Täter handelt es sich um einen 32-jährigen Iraker.
  • Emad Jamil Al-Swealmeen war vor vier Jahren vom Islam zum Christentum konvertiert.

Nach der mysteriösen Explosion eines Taxis in Liverpool mit einem Toten am Sonntag geht die Polizei von einem misslungenen terroristischen Anschlagsversuch aus. Die Beamten bestätigten, dass die Detonation von einem Sprengsatz ausgelöst wurde. Es gebe Hinweise, dass der Getötete diesen bei sich getragen habe, sagte ein Polizeisprecher bei einer Pressekonferenz am Montag.

Zum genauen Motiv und dem Ziel des Anschlagsversuchs wollte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Nur so viel: Der bei der Explosion getötete Mann hatte sich demnach von einem Taxi zu einer Frauenklinik bringen lassen. Als das Ziel erreicht war, explodierte der Sprengsatz und setzte das Auto in Brand. Der Taxi-Fahrer konnte sich retten und wurde mit Verletzungen behandelt. Er sei bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.

Bei dem Toten handelt es sich laut der britischen Anti-Terror-Einheit um den 32-jährigen Emad Al-Swealmeen. Der Mann habe Verbindungen zu zwei Wohnungen in Liverpool gehabt, die von der Polizei durchsucht wurden. Im Zusammenhang mit dem Fall wurden vier weitere Männer im Alter zwischen 20 und 29 Jahren festgenommen.

Asylantrag abgelehnt und im Spital behandelt

«MailOnline» hat weitere Details zu dem mutmasslichen Täter veröffentlicht, der dort mit dem Namen Enzo Almeni angegeben wird. Almeni sei demnach als Emad Jamil Al-Swealmeen im Irak geboren, habe einen syrischen Vater und eine irakische Mutter und verbrachte einen Grossteil seines Lebens im Irak.

Vor einigen Jahren flüchtete er laut Freunden nach Grossbritannien. Sein Asylantrag wurde im Jahr 2014 abgelehnt, weil er zuvor wegen Besitzes eines «grossen Messers» festgenommen und mehrere Monate wegen psychischer Probleme im Krankenhaus behandelt wurde.

Täter Explosion Liverpool
Beim mutmasslichen Täter, der bei der Explosion starb, handelt es sich um einen 32-jährigen Iraker. Er konvertiert vor vier Jahren vom Islam zum Christentum. - Keystone

Laut der Zeitung wird vermutet, dass Almeni ein Motorsportfan war, der seinen Namen zu Ehren des italienischen Supersportwagen-Schöpfers Enzo Ferrari per Urkunde ändern liess. Er wollte so wahrscheinlich seinen Asylantrag westlicher klingen lassen.

Almeni verbrachte die meiste Zeit nach seiner Flucht in Liverpool, wo er von christlichen Freiwilligen aus einem Netzwerk von Kirchen unterstützt wurde, die Asylsuchenden helfen. Er lebte sogar acht Monate mit einem frommen Christen-Ehepaar in ihrem Haus im Stadtteil Aigburth in Liverpool.

Autobomber von Liverpool war zum Christentum konvertiert

Vor vier Jahren konvertierte Almeni in der anglikanischen Kathedrale in Liverpool zum Christentum. Wie britische Medien unter Verweis auf Ermittler und Freunde des Taxifahrers berichteten, war der dortige alljährlich stattfindende Gedenkgottesdienst das eigentliche Ziel von Almeni.

Wegen Strassensperren musste das Taxi jedoch Umwege fahren, wodurch es am nahegelegenen Krankenhaus vorbeifuhr. Dort ging die Bombe – kurz vor 11 Uhr – hoch. Unmittelbar nachdem der Taxi-Fahrer aus dem Wagen entkommen war, wie die Polizei berichtet.

Nach Angaben der städtischen Behörden und Medienberichten zufolge hatte der Taxi-Fahrer Almeni in seinem Auto eingesperrt, nachdem dieser ihm verdächtig vorgekommen war. Der Fahrer wurde deshalb von verschiedenen Medien als «Held» gefeiert. Die Polizei wollte sich zur Rolle des Fahrers bisher nicht äussern.

Detektive und MI5-Spione untersuchen derzeit, ob der fehlgeschlagene Anschlag ein islamistisch inspirierter Angriff war und ob Almeni die Motivation hatte, sich und andere umzubringen. Sicherheitsquellen teilten der «Mail» mit, dass Almenis psychische Probleme «eine wichtige Untersuchungslinie» seien, um seine Motivation zu verstehen.

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