Ljuba Arnautović' tragische Familiengeschichte auch im neuen Roman

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Bern,

Ljuba Arnautović erzählt in ihrem dritten Roman «Erste Töchter» ihre bewegende Familiengeschichte.

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Schweizer Buchhändler beziehen Madrigall-Bücher bisher über den offiziellen Schweizer Vertriebskanal. (Symbolbild) - Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Ljuba Arnautović hat 20218 begonnen, ihre unfassbare Familiengeschichte zu erzählen. Die Autorin wurde 1954 im russischen Kursk geboren und lebt nun in Wien. In ihrem dritten Roman «Erste Töchter» erzählt sie von sich und ihrer Schwester.

Ljuba Arnautović veröffentlichte 2018 ihr Romandebüt «Im Verborgenen». Sie macht darin das Schicksal der «Schutzbundkinder» zum Thema: das Schicksal der Kinder, die in den 1930er-Jahren nach Moskau verschickt wurden, zur vermeintlichen Rettung vor dem sich ausbreitenden Faschismus. In «Junischnee» (2021) führte sie die Geschichte weiter bis ins Wien der 50er-Jahre. Nun stellt sie sich selbst und ihre Schwester ins Zentrum.

Was die Grosseltern, Eltern und auch sie selbst und ihre Schwester erlebt haben, bietet in der Tat Stoff für mehrere Romane und ist zudem filmreif: Goran Rebić bereitet derzeit die Verfilmung von «Im Verborgenen» vor, für die er zusammen mit Arnautović das Drehbuch verfasst hat.

Die Protagonisten: Lara und Luna

Wer die beiden vorangegangenen Bücher kennt, dem wird in «Erste Töchter» vieles wiederbegegnen. Schlaglichtartig werden die wichtigsten Etappen der Vorgeschichte miteinbezogen. Die Geschichte konzentriert sich auf die Schwestern Lara und Luna.

Letztere heisst eigentlich anders; doch sie darf sich einen anderen Namen aussuchen, damit sie sich in der Schule von einer gleichnamigen Mitschülerin unterscheidet. Luna ist wohl Ljuba und Lara ihre Schwester Larissa, «die ich zur Romanfigur gemacht habe», wie die Autorin in der Danksagung schreibt: «Sie ist ganz anders!»

Ob auch die Autorin ganz anders ist, lässt sich nur erraten. In «Erste Töchter» bleibt sie nämlich auch bei den Geschehnissen, die sie aus erster Hand erzählen könnte, ihrem distanzierten Protokoll-Stil treu, der sich auf die äusseren Umstände konzentriert. Das Innenleben der Figuren bleibt weitgehend ausgespart.

Karl: Der dominante Vater

Die beiden Schwestern werden zum Spielball in Familienverhältnissen, die vom Vater Karl autoritär bestimmt werden. Die schrecklichen Umstände, unter denen das Schutzbundkind Karl im Gulag nur überleben konnte, indem er sich Kriminellen anschloss, haben bei ihm nachhaltige Spuren hinterlassen. Für den erstrebten sozialen Aufstieg sind ihm wechselnde Ehefrauen Mittel zum Zweck und die Töchter meist im Weg.

So wachsen sie schliesslich voneinander getrennt in München und Wien auf und können erst als Erwachsene wieder eine enge Verbindung zueinander aufbauen. Wie es den beiden dabei geht, erfährt man indirekt – über ein paar einander geschriebenen Briefen.

Die plastischste Szene des Buches findet sich gleich zu Beginn. Sie ist dem Vater gewidmet und beschreibt ihn als «Frank-Sinatra-Typ», der in einem Wiener Kaffeehaus ein Teilzeit-Bohemien-Leben führt und dabei seine spätere dritte Ehefrau, eine junge deutsche Medizinstudentin, kennenlernt.

Politische Hintergründe

Als hätte Ljuba Arnautović es mit dem konventionellen Erzählen versucht, dabei aber festgestellt, dass zu viel Erfindung nicht das Ihre ist, wechselt sie bald in den gewohnten Stil, der sich weitgehend an Fakten orientiert.

Die sind bedrückend und abenteuerlich genug. Sie erzählen von repressiven politischen Umständen im Österreich und Deutschland der 1960er- und 1970er-Jahre, von der Suche nach RAF-Sympathisanten beispielsweise. Vor allem aber erzählen sie von Männern, die ihre Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Leben an Frauen auslassen. «Und so vermittelt Karl, ohne dass es jemals seine Absicht gewesen wäre, seinen Töchtern feministische Werte. Lass nie einen Mann über dich bestimmen.»

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Kommentare

User #4550 (nicht angemeldet)

Ljuba Arnautović hat 20218 begonnen, ihre unfassbare Familiengeschichte zu erzählen.. Beeindruckend

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