Londoner Polizei verschärft nach Mordfall Sarah Everard Vorgaben für Beamte
Nach der aufsehenerregenden Verurteilung eines Londoner Polizisten wegen Mordes an der 33-jährigen Sarah Everard hat die Polizei in der britischen Hauptstadt neue Vorgaben für das Verhalten von Beamten gegenüber Frauen festgelegt.
Das Wichtigste in Kürze
- Polizisten müssen im Umgang mit Frauen «proaktiv» ihre Identität nachweisen.
Polizisten in Zivilkleidung müssen gegenüber Frauen ab sofort «proaktiv» ihre Identität nachweisen, wie Laurence Taylor von der Londoner Polizei am Mittwoch mitteilte. Dazu müssten sie per Video-Anruf Kontakt zu einem Vorgesetzten in Uniform aufnehmen.
Die Vorgabe gilt laut Taylor für zivilgekleidete Polizisten, die allein unterwegs sind und eine Kontrolle bei einer Frau ohne Begleitung vornehmen wollen. Die Beamten müssen demnach auch deutlich machen, warum sie die Frau ansprechen.
Dass ein Polizist in Zivilkleidung mit einer Frau ohne Begleitung interagieren müsse, sei «sehr ungewöhnlich», betonte Taylor. «Es gibt jedoch seltene Umstände, in denen dies passieren könnte.» Diese Fälle wolle die Polizei nun absichern.
«Wir wissen, dass wir das Vertrauen von Frauen zurückgewinnen müssen. Und wir akzeptieren, dass es unsere Verpflichtung ist, nachzuweisen, dass wir derjenige sind, von dem wir behaupten, dass wir es sind, und dass wir uns angemessen verhalten», erklärte Taylor.
Der Mordfall Everard hatte ganz Grossbritannien erschüttert. Der Polizist Wayne Couzens hatte die 33-Jährige im März im Londoner Stadtteil Clapham unter einem Vorwand festgenommen, sie anschliessend vergewaltigt und getötet. Im September wurde der inzwischen aus dem Polizeidienst entlassene 48-Jährige zu lebenslanger Haft verurteilt.
Der Fall löste eine hitzige Debatte über die Sicherheit von Frauen aus. In der Folge versprach die britische Regierung verstärkte nächtliche Polizeipatrouillen und mehr Geld für die öffentliche Sicherheit. Die Londoner Polizei kündigte ihrerseits Massnahmen zum besseren Schutz von Frauen an.