Lufthansa ändert Regeln für Vielflieger
Mit ausgeklügelten Loyalitätssystemen versuchen auch Airlines, ihre Kunden an sich zu binden. Unter strenger Beobachtung der Vielflieger schraubt nun die Lufthansa an ihrem Programm «Miles & More».
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Stammkunden der Lufthansa haben in den vergangenen Tag Post von ihrer Airline erhalten, denn die will ihr Loyalitätsprogramm «Miles & More» kräftig umbauen.
Das «attraktivste und zugleich einfachste Vielfliegerprogramm aller Zeiten» verspricht Marketing-Manager Markus Binkert ab dem Jahresbeginn 2021. Doch die Kundschaft ist skeptisch, denn schliesslich ist vielen Vielfliegern das Sammeln von Bonus- und Statusmeilen zur Leidenschaft geworden.
Während die Bonusmeilen wie Geld für Waren und Dienstleistungen eingelöst werden können, bestimmen die Statusmeilen darüber, wie man auf der Flugreise behandelt wird. Nur dieses System soll sich nun ändern. Mit einem Vielfliegerstatus sind verschiedene Vorteile wie der Lounge-Zugang oder bevorzugtes Boarding verbunden. Auch auf Wartelisten rücken Vielflieger schneller nach vorne, werden bei Flugausfällen bevorzugt umgebucht oder bei knappen Umstiegen mit der Limousine zum Flieger gefahren.
Wer besonders viel reist, kann bei Lufthansa «Frequent Traveller», «Senator» oder sogar Mitglied des so genannten «Honorary Circle» werden, im Fachjargon ein «Hon». Als solchermassen geehrter Kunde mit schwarzer Plastikkarte darf man auch die Einrichtungen am Boden nutzen, die Lufthansa für seine First-Class-Gäste in Frankfurt, München, Zürich, Genf, Wien, New York und Tokio vorhält.
Das bestehende System ist allerdings so kompliziert, dass Dienstleister und Internet-Blogger eine Vielzahl von Ratschlägen bereithalten, wie man auf möglichst günstigstem Weg an zusätzliche Meilen kommt. Das Umtauschen von Payback-Punkten und Flüge mit der griechischen Aegan gehören zu den gängigen Verfahren. Vielflieger tauschen sich über die besten Tricks zudem in Foren aus. «Um das aktuelle System zu verstehen, braucht man schon fast einen Doktortitel», sagte Manager Binkert dem «Handelsblatt». Die Gäste hätten ein einfacheres System verlangt.
Die wichtigste Neuerung ab 2021:
Aus den Statusmeilen werden Punkte. Ihre Berechnung wird wesentlich vereinfacht, weil nur noch nach Lang- oder Kurzstrecke und der jeweils gebuchten Komfortklasse unterschieden wird. Die Bandbreite reicht von 5 Punkten für einen Economy-Europaflug bis zu 70 Punkten, die es für eine Langstrecke in der First Class gibt. Zwei Hin- und Rückflüge in der Business-Klasse in die USA (je Strecke 50 Punkte) reichen für den Status «Frequent Traveller» (160 Punkte) locker aus. Senator wird man mit 480 Punkten im Jahr, Hon erst mit 1500.
Um den einmal erreichten Status zu halten, muss dieser jährlich mit neuen Punkten bestätigt werden. Weil bislang dafür eine Frist von zwei Jahren galt, ist hier eine Verschärfung geplant. Die notwendigen Status-Punkte müssen zudem künftig mindestens zur Hälfte bei konzerneigenen Airlines wie Lufthansa, Swiss und Austrian erflogen werden. Für den «Hon»-Status werden sogar ausschliesslich Punkte der Premium-Airlines verlangt. Flüge bei anderen Partnern der globalen «Star Alliance» zählen beim Hon-Status hingegen nicht mehr. Neu ist hingegen die Möglichkeit, ab bestimmten Punktegrenzen Frequent Traveller oder Senator auf Lebenszeit zu werden.
Die Premium-Gäste sind den Airlines trotz mancher Extrawünsche lieb und teuer. Nach Analysen des Airline-Verbands IATA sind die Ticketpreise in den Premium-Klassen inklusive der Business seit 2011 deutlich weniger unter Druck geraten als die Billig-Tickets. Die Premium-Kunden machen global zwar nur 5,2 Prozent aller Passagiere aus, stehen aber für 30 Prozent der Umsätze. Der Aviation-Berater Gerd Pontius geht davon aus, dass ein First-Passagier den gleichen Profit wie vier Business-Kunden oder 20 Sitze in der Economy bringen kann.