Maria Kolesnikowa festgenommen – oder entführt?

Die weissrussische Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa wurde in Minsk festgenommen – der Koordinierungsrat der Opposition spricht von einer Entführung.

Maria Kolesnikowa will in Belarus zusammen mit anderen Oppositionellen eine eigene Partei gründen. (Archivbild)
Maria Kolesnikowa will in Belarus zusammen mit anderen Oppositionellen eine eigene Partei gründen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Die weissrussiche Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa wurde festgenommen.
  • Kolesnikowa soll in der Hauptstadt Minsk verhaftet worden sein.

Die weissrussiche Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa soll in der Hauptstadt Minsk festgenommen worden sein. Der Oppositionsrat sei über die Festnahme Kolesnikowas informiert worden, berichtet die Nachrichtenagentur RIA. Ihre Kollegen hätten keinen Kontakt zu ihr, teilte der Pressedienst des Koordinierungsrates der Demokratiebewegung am Montag in Minsk mit.

Ausserdem seien ihr Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow nicht mehr erreichbar. Das Internetportal tut.by berichtete nach Darstellung einer Augenzeugin, dass Unbekannte am Montagmorgen Kolesnikowa in einen Minibus gesteckt und entführt haben sollen.

Koordinierungsrat: Kolesnikowa wurde entführt

Die verschwundene belarussische Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa ist nach Einschätzung des Koordinierungsrates der Demokratiebewegung entführt worden. «Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt», teilte das Gremium für einen friedlichen Machtwechsel am Montag in Minsk mit. «Der Koordinierungsrat fordert die sofortige Freilassung», hiess es.

«Wir sehen, dass die Behörden in den vergangenen Tagen begonnen haben, Terrormethoden offen anzuwenden, statt einen Dialog mit der Gesellschaft aufzunehmen.»

Proteste in Belarus
Unterstützer der belarussischen Opposition gehen im Rahmen eines Protests zum Palast der Unabhängigkeit. - dpa

Bei den Massenprotesten am Wochenende in Belarus (Weissrussland) gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko sind nach Behördenangaben mehr als 600 Menschen festgenommen worden.

Zahlreiche Kollegen bereits verhaftet oder geflüchtet

Die 38-Jährige ist eine der wichtigsten Oppositionellen, die sich gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko stellen. Einige Kollegen des Gremiums waren zuvor schon festgenommen, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden, unter anderem die Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowaskaja. Sie war nach der Wahl ins EU-Land Litauen geflüchtet.

Kolesnikowa arbeitet für den Ex-Bankenchef Viktor Babariko, der für das Präsidentenamt kandidieren wollte. Sie ist auch im Präsidium des Koordinierungsrates, der einen friedlichen Machtwechsel anstrebt. Kolesnikowa hatte viele Jahre in Stuttgart gelebt und von dort aus Kulturprojekte gemanagt. Kolesnikowa trat immer wieder bei Protestaktionen auf und wurde dabei von den Demonstranten bejubelt. Bei der Grossdemonstration am Sonntag marschierte sie in Minsk mit.

Lukaschenko
Präsident Alexander Lukaschenko im August. - AFP/Archiv

Hintergrund der Proteste ist die Präsidentenwahl vor mehr als vier Wochen. Lukaschenko hatte sich danach mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen Tichanowskaja für die wahre Siegerin. Die Abstimmung steht international als grob gefälscht in der Kritik.

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