Markus Söder polarisiert stark mit seiner Kreuz-Pflicht
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder von der CSU lässt in allen Dienstgebäuden ein Kreuz aufhängen. Dieses ist für ihn kein religiöses Symbol, sondern ein Bekenntnis zur Identität. Das sehen jedoch nicht alle so.
Das Wichtigste in Kürze
- Markus Söder will, dass in allen bayerischen Dienstgebäuden ein Kreuz im Eingangsbereich hängen soll.
- Der CSU-Ministerpräsident missbrauche ein religiöses Symbol zu politischen Zwecken, lautet der Vorwurf gegen ihn.
Im Eingangsbereich aller bayerischen Dienstgebäude muss künftig ein Kreuz hängen. Ministerpräsident Markus Söder von der christlich-sozialen Union (CSU) sieht in den Kreuzen kein religiöses Symbol des Christentums. Es sei vielmehr ein «Bekenntnis zur Identität» und zur «kulturellen Prägung» Bayerns.
Klares Bekenntnis zu unserer bayerischen Identität und christlichen Werten. Haben heute im Kabinett beschlossen, dass in jeder staatlichen Behörde ab dem 1. Juni ein Kreuz hängen soll. Habe direkt nach der Sitzung ein Kreuz im Eingangsbereich der Staatskanzlei aufgehängt. pic.twitter.com/o99M0dV4Uy
— Markus Söder (@Markus_Soeder) April 24, 2018
Schamloser Markus Söder
Für die «Frankfurter Rundschau» ist Markus Söder einer der «schamlosesten Politiker» Deutschlands. Mit der Kruzifix-Aktion habe er seinen Ruf nun eindrucksvoll gerechtfertigt: «Söder hantiert mit einem zentralen Symbol des Christentums wie mit einem ganz normalen Wahlplakat.» Er entwerte das Symbol und mache es im Kampf der Kulturen «zur Zumutung für andere, vorzugsweise den Islam.»
Ich sag das jetzt mal als gläubiger Katholik mit #Kreuz im Büro: für mich ist diese politische Benutzung durch #Söder Blasphemie
— Bernd Ulrich (@berndulrich) April 24, 2018
Kein religiöseres Symbol als das Kreuz
Ähnlich tönt es bei der «Stuttgarter Zeitung». Das Kreuz sei «das Zeichen und der Inhalt des Christentums schlechthin. Wer es zu einem Zeichen für kulturelle Identität herabwürdigt, hat vom Christentum nichts verstanden.» Söder setze seine CSU-Wahlkampf-Ideologie an die Stelle von Religion.
#Kruzifix in bayrischen Behörden
— Holger 🇺🇦 🇮🇱 (@cyberdoc60) April 24, 2018
Was kommt als nächstes?
Ablassbriefe auf dem Finanzamt?
Weihwasser im städtischen Freibad?
Gemeinsames Morgengebet bei der Kfz-Zulassung?
Die Beichte bei der Baubehörde?
Provokation wie von der AfD
Der «Kölner Stadt-Anzeiger» vergleicht Söders Aktion gar mit der AfD und ihrem «unseligen Gerede von der Leitkultur». Migranten hätten sich in Söders Bayern am Kreuz zu orientieren. «Das Ganze wäre lächerlich, wenn es nicht so hinterhältig wäre und so – unchristlich.»
Ich gehöre zwar keiner Kirche an, doch ich finde es vollkommen richtig, daß man zeigt, daß dies ein christliches Land ist. Wir müssen uns ja auch mit den Kopftuchträgerinnen abfinden, die uns zeigen, daß sie Muslime sind.
— Ilse Jentzsch (@IlseJentzsch) April 24, 2018
Politischer Missbrauch
Auch für die «Süddeutsche Zeitung» ist das Kreuz nicht einfach Folklore oder Symbol für Tradition, sondern das wichtigste christliche Zeichen. Weil Staat und Religion seit der Säkularisierung getrennt ist, gehöre das Zeichen nicht per Anordnung in staatliche Räume gehängt.
Doch: «Die bayerische CSU-Staatsregierung tut genau das. Dies ist keine Respektsbezeugung, das ist ein Missbrauch; das ist die politische Instrumentalisierung einer religiösen Kernbotschaft.» Und das sei nicht christlich, sondern Ketzerei.