Ermittlungen gegen deutsche Sea-Watch-Kapitänin
Die Migranten der «Sea-Watch 3» durften von Bord gehen und wurden in eine Auffanglager gebracht. Die deutsche Kapitänin muss mit Konsequenzen rechnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kapitänin Carola Rackete (31) wurde auf Lampedusa (I) verhaftet.
- Sie hatte mit dem Schiff «Sea-Watch-3» 40 Flüchtlinge an Bord nach Lampedusa mitgenommen.
Nach mehr als zwei Wochen auf offener See hat das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch mit 40 Migranten an Bord im Hafen der italienischen Insel Lampedusa angelegt.
Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer sagte der Deutschen Presse-Agentur am frühen Samstagmorgen, die Kapitänin der «Sea Watch 3», Carola Rackete, sei von der Polizei nach dem Anlegen festgenommen worden.
Early this morning, after 17 days, the last 40 survivors of #SeaWatch3 finally set foot on dry land.
— Sea-Watch International (@seawatch_intl) June 29, 2019
They were brought to the #Lampedusa Hotspot, where they gave captain #CarolaRackete a warm welcome, as she was taken to the same place for identification after being arrested. pic.twitter.com/VVKNkK2JXw
Die 40 Flüchtlinge, die Mitte Juni aus einem Schlauchboot vor der Küste Libyens gerettet worden waren, durften von Bord gehen und wurden in ein Auffanglager auf der Insel gebracht.
Carola Rackete würden von der Staatsanwaltschaft im sizilianischen Agrigent unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Verletzung des Seerechts vorgeworfen.
Der Streit über die Aufnahme der aus Seenot geretteten Flüchtlinge der «Sea-Watch 3» entwickelt sich immer mehr zu einer direkten Auseinandersetzung zwischen Rackete und dem rechtspopulistischen Innenminister Matteo Salvini. «Die Gesetzlose verhaftet. Piratenschiff beschlagnahmt. Grosse Strafe für ausländische Nicht-Regierungsorganisation. Flüchtlinge alle auf andere europäische Länder verteilt. Mission erfüllt», twitterte Salvini am Samstag.
🔴🔴🔴 Comandante fuorilegge arrestata.
— Matteo Salvini (@matteosalvinimi) June 29, 2019
Nave pirata sequestrata.
Maxi multa alla ONG straniera.
Immigrati tutti distribuiti in altri Paesi europei.
MISSIONE COMPIUTA.#SeaWatch3
Mehr als 40 Flüchtlinge an Bord
Mit Ermittlungen gegen die Kapitänin war gerechnet worden. Rackete war Mitte der Woche mit der «Sea-Watch 3» mit mehr als 40 Migranten an Bord trotz Verbots der Regierung in Rom in italienische Gewässer gefahren. Das Schiff lag am Freitag immer noch vor der Insel Lampedusa.
Rackete wurde in der Nähe von Kiel geboren und hat in Niedersachsen gelebt. Eine offizielle Bestätigung zu Ermittlungen sei ihr noch nicht überstellt worden, sagte die 31-Jährige. Es sei ihnen aber gesagt worden, dass eine Lösung für die Migranten bevorstehe.
🔵 Statement of our Captain, #CarolaRackete, before entering Port with the #SeaWatch3.
— Sea-Watch International (@seawatch_intl) June 29, 2019
“We are proud of our captain, she did exactly the right thing. She upheld the law of the sea and brought people to safety." – #SeaWatch chairman Johannes Bayer pic.twitter.com/lfZ16Pq9F1
Die Organisation twitterte am Samstagmorgen, man habe vor fast 60 Stunden den Notstand ausgerufen. «Niemand hörte uns zu. Niemand übernahm Verantwortung. Einmal mehr ist es an uns, (...), die 40 Geretteten in Sicherheit zu bringen.»
Sea Watch-Geschäftsführer Johannes Bayer lobte Rackete: «Wir sind stolz auf unsere Kapitänin, sie hat genau richtig gehandelt. Sie hat auf dem Seerecht beharrt und die Menschen in Sicherheit gebracht», schrieb er auf Twitter.
Italiens Regierungschef Giuseppe Conte hatte angekündigt, dass drei bis vier Länder bereit zur Aufnahme seien.