Unicef: Pro Tag stirbt ein Kind im Mittelmeer
Ein UN-Bericht enthüllt erschreckende Zahlen zu Kindersterblichkeit auf der gefährlichsten Migrationsroute der Welt.

In den vergangenen zehn Jahren sind nach UN-Angaben auf Migrationsrouten über das Mittelmeer mindestens 3500 Kinder ums Leben gekommen oder verschollen. Was einem Kind pro Tag entspricht. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte am Dienstag davor, dass die tatsächliche Zahl der verschwundenen Kinder «wahrscheinlich viel höher» liege.
Die zentrale Mittelmeerroute von Nordafrika nach Italien gilt als gefährlichste Migrationsroute der Welt. Seit 2014 wurden von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) fast 22'000 Menschen im Mittelmeer als gestorben oder vermisst registriert. Laut Unicef ist jeder sechste Mensch auf dieser Route minderjährig, viele davon reisen allein.
Mittelmeerroute für Kinder besonders traumatisch
Das UN-Kinderhilfswerk erklärte, dass der Versuch, über das Mittelmeer nach Italien zu gelangen, für Kinder und Jugendliche oft besonders traumatisch sei. «Frühere Daten haben gezeigt, dass acht von zehn Kindern und Jugendlichen auf der zentralen Mittelmeerroute ausgebeutet werden. Einschliesslich Gewalt, Missbrauch, sexueller Ausbeutung, Zwangsarbeit, Kinderheirat und Gefangenschaft.»
Nach Angaben des italienischen Innenministeriums kamen seit Jahresbeginn bis zum 14. April bereits 11'805 Migranten an den italienischen Küsten an. Darunter 1588 unbegleitete Minderjährige.
Die ultrarechte italienische Regierung unter Giorgia Meloni hatte in den vergangenen Monaten die Eindämmung der irregulären Migration propagiert. Dazu erneuerte sie unter anderem ein umstrittenes Abkommen mit der von den Vereinten Nationen anerkannten Regierung in Libyen. Und schloss ein neues Abkommen mit Tunesien ab.
Unicef erinnert an tödliches Schiffsunglück vom 18. April 2015
Unicef erinnerte im aktuellen Bericht an das tödliche Schiffsunglück vom 18. April 2015. Bei diesem waren mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen.
Dieses Unglück hätte ein Weckruf für alle Länder sein können. Um «zusammenzukommen und Kinder in den Herkunfts-, Transit- und Ankunftsländern zu schützen». Stattdessen seien jedoch in den vergangenen zehn Jahren bei «zahllosen Schiffsunglücken Tausende von Kindern ums Leben gekommen».