Medien: Mutmasslicher Angreifer von Moskau war Hobbyschütze
Nach den tödlichen Schüssen vor der russischen Geheimdienst-Zentrale in Moskau sind am Freitag Details zum mutmasslichen Täter bekannt geworden.
Das Wichtigste in Kürze
- 39-jähriger Ex-Wachmann soll sieben Waffen besessen haben.
Russischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Angreifer, der von Sicherheitskräften erschossen wurde, um den 39-jährigen ehemaligen Wachmann und Hobbyschützen Jewgeni Manjurow. Offiziell wurde die Identität des Angreifers bislang nicht bestätigt.
Am Donnerstagabend hatte ein Mann in der Nähe des Hauptquartiers des Inlandsgeheimdiensts FSB auf der Bolschaja-Lubjanka-Strasse im Zentrum Moskaus das Feuer eröffnet. Ein Geheimdienstmitarbeiter wurde getötet, fünf weitere Menschen, darunter ein Zivilist, wurden verletzt. Der Angreifer wurde nach etwa 30 Minuten von Sicherheitskräften erschossen.
Ob der Angriff politisch motiviert war, ist nach wie vor unklar. Die russischen Behörden gehen bislang offiziell nicht von einem Anschlag aus und haben nur Ermittlungen wegen eines Angriffs auf Angehörige der Sicherheitsorgane eingeleitet. Den Medienberichten zufolge wurde der Wohnsitz des mutmasslichen Täters in der rund 40 Kilometer südlich von Moskau gelegenen Stadt Podolsk in der Nacht durchsucht.
Mehrere Medien veröffentlichten im Onlinedienst Telegram ein Foto des getöteten Angreifers: ein korpulenter Mann mit Brille, kurzem Bart und einem schwarzen Sweatshirt mit Wolfsmotiv. Die Boulevardzeitung «Komsomolskaja Prawda» und der Fernsehsender Ren-TV berichteten unter Berufung auf einen Ermittler, der mutmassliche Täter habe sieben Waffen legal besessen und an Schiesswettbewerben teilgenommen.
Oleg Solowitsch, ein Ausbilder im Waffenclub des Mannes, sagte «Komsomolskaja Prawda», dieser habe die Waffen rechtmässig besessen, sei aber ein schlechter Schütze gewesen und habe immer einen dunklen Kapuzenmantel getragen. «Man konnte normal mit ihm reden», sagte Solowitsch demnach. Seit fünf Jahren sei er ein zertifizierter Waffenbesitzer gewesen. «Das bedeutet, dass der Staat volles Vertrauen in ihn hatte.»
Das Boulevardblatt interviewte auch die Mutter des mutmasslichen Schützen. Diese sagte, ihr Sohn habe als Wachmann gearbeitet, vor kurzem aber aufgehört. In jüngster Zeit habe er «mit einigen Arabern telefoniert», sagte die Frau der Zeitung. Sie habe die auf Englisch geführte Unterhaltung aber nicht verstanden. Ein Nachbar sagte Ren-TV, Manjurow sei ein ruhiger, «guter Kerl» gewesen.
Die Zeitung «Kommersant» berichtete unter Berufung auf Ermittler, Manjurow habe vor einigen Monaten seinen Job verloren. Seitdem habe er sich zurückgezogen und sei gereizt gewesen. Die Zeitung deutete an, Manjurow könnte den FSB angegriffen haben, weil er für Sicherheitsfirmen gearbeitet hatte, die von früheren Geheimdienstmitarbeitern betrieben wurden.
Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin dankte dem FSB einen Tag nach der Attacke im Onlinedienst Twitter für dessen schnelles Eingreifen. Die fünf verletzten Opfer erhielten «jede notwendige medizinische Behandlung», schrieb Sobjanin.
Der Täter hatte in den frühen Abendstunden das Feuer eröffnet, als viele Menschen auf dem Heimweg von der Arbeit waren oder in Cafés sassen. Auf Videoaufnahmen von Passanten war zu sehen, wie Menschen in Panik davonliefen. Zeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP, sie hätten in den Hinterzimmern von Cafés Zuflucht gesucht.
Der Vorfall ereignete sich einen Tag, bevor in Russland der jährliche Tag der Geheimdienste begangen wird, und wenige Stunden nach dem Ende der jährlichen Pressekonferenz von Präsident Wladimir Putin.
In Russland hat es in den vergangenen Jahren mehrere überwiegend islamistisch motivierte Anschläge gegeben. Häufig stammten die Täter aus dem nördlichen Kaukasus. Die in unmittelbarer Nähe zur FSB-Zentrale gelegene Metro-Station Lubjanka war 2010 einer der Schauplätze eines Doppelanschlags durch Selbstmordattentäter.