Mehr Windräder an Land in Betrieb gegangen

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Deutschland,

Mehr Ökostrom aus Wind - das gilt als eine Bedingung für die Energiewende. Die mögliche «Ampel»-Koalition will das Ausbautempo erhöhen. Wie die aktuellen Zahlen sind.

Immer mehr neue Windenergieanlagen gehen in Betrieb. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB
Immer mehr neue Windenergieanlagen gehen in Betrieb. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ausbau der Windkraft an Land hat seit Jahresbeginn an Fahrt aufgenommen - bleibt aber aus Sicht der Branche immer noch weit hinter dem nötigen Tempo zurück.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres gingen wesentlich mehr neue Windenergieanlagen an Land in Betrieb als im Vorjahreszeitraum. Ans Netz kamen von Januar bis September 345 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 1,4 Gigawatt - das ist bei der Leistung ein Zuwachs von mehr als 50 Prozent. Das geht aus einer Übersicht der Fachagentur Wind an Land hervor.

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, sagte der Deutschen Presse-Agentur, noch könne es mit einem starken vierten Quartal gelingen, im Gesamtjahr die Marke von 2 Gigawatt beim Zubau zu überspringen. Dies wäre ein gutes Signal, auch wenn die Energiewende eigentlich jährlich mehr als 5 Gigawatt neue Windenergieleistung an Land erfordere. Im Gesamtjahr 2020 wurden neue Windanlagen mit einer Gesamtleistung von 1,4 Gigawatt errichtet.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) sagte der dpa in Hannover, die Geschwindigkeit des Ausbaus sei weiterhin zu gering, auch angesichts der zunehmenden Zahl von Anlagen, die vom Netz gehen. «Und uns rennt hier die Zeit davon.» Niedersachsen ist absolut gesehen die grösste Windenergie-Region in Deutschland.

Die Zahlen kommen mitten in den Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP. In ihrem Sondierungspapier hatten die drei Parteien als Ziel genannt, den Ausbau der erneuerbaren Energien drastisch zu beschleunigen und alle Hürden und Hemmnisse aus dem Weg zu räumen.

Beim Zubau der Windkraft an Land von Januar bis Ende September liegt Brandenburg mit 76 Windenergieanlagen vorne, dahinter folgen Niedersachsen (71), Nordrhein-Westfalen (50) und Schleswig-Holstein (48). Im flächenmässig grössten Bundesland Bayern waren es dagegen nur 8.

Weil nach Angaben der Branche auch 165 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 172 Megawatt stillgelegt wurden, liegt der sogenannte Nettozubau bei 1200 Megawatt. Die Zahl der neu genehmigten Windenergieanlagen, die noch nicht in Betrieb sind, stieg in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr deutlich.

Albers sagte, der Schlüssel zu mehr Genehmigungen liege in den Flächen. «Deshalb ist es unerlässlich, dass die neue Bundesregierung hier eine klare Prämisse setzt. 2 Prozent in jedem Bundesland muss zur Pflicht werden.» Das ist auch das Ziel von SPD, Grünen und FDP. Im Sondierungspapier heisst es, dass für die Windkraft an Land zwei Prozent der Landesflächen ausgewiesen werden sollen. Bisher wird diese mögliche Vorgabe bei weitem nicht erreicht.

«Niemand darf sich aus der Verantwortung für die Energiewende nehmen», so Albers. «Zusätzlich braucht es die angekündigte Straffung bei Genehmigungen.» Schneller und deutlich einfacher müsse die Devise sein, um die Zubaudelle der vergangenen Jahre auszugleichen.

Lies betonte: «Zur Beschleunigung des Ausbaus brauchen wir vor allem verbindliche Flächenvorgaben und eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Wir haben jetzt die Chance, die richtigen Weichen bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin zu stellen.» Nötig ist aus seiner Sicht ausserdem «eine Neujustierung zwischen dem Arten- und Naturschutz auf der einen und dem Klimaschutz auf der anderen Seite - wenn möglich mit einer bundeseinheitlichen Regelung. Hier brauchen wir einen Blick weg von den einzelnen Individuen einer Art, hin auf die Gesamtpopulation bestimmter Arten.»

Albers warnte ausserdem: «Der unzureichende Zubau und die fehlenden Genehmigungen schaukeln sich im verbrauchsstarken Südosten und Südwesten zu einem gefährlichen Mix auf. In den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und im Saarland drohen Stromengpässe, wenn nicht umgehend gegengesteuert wird.»

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