Minderjährige von «Ocean Viking» ziehen alleine weiter
Ein Grossteil der Minderjährigen der «Ocean Viking» ziehen auf eigene Faust weiter. Die Geflüchteten wollen zur Familie oder zu Freunden in anderen Ländern.
Das Wichtigste in Kürze
- 26 der 44 minderjähigen Geflüchteten der «Ocean Viking» sind alleine weitergezogen.
- Sie wollen zur Familie oder zu Freunden in anderen Ländern Europas.
- Die Erwachsenen sollen unterdessen auf mehrere Länder verteilt werden.
Vor einer Woche hat das Rettungsschiff «Ocean Viking» im französischen Toulon angelegt. Ein Grossteil der minderjährigen Geflüchteten ist auf eigene Faust weitergezogen.
Viele von ihnen stammen aus Eritrea und wollen Familie oder Freunde erreichen. Von den 44 unbegleiteten Minderjährigen hätten 26 das Aufnahmezentrum verlassen, teilte die zuständige Behörde mit.
Geflüchtete Minderjährige wollen zu Familie oder Freunden
«Das war absehbar», sagte Christophe Paquette, der Solidaritäts-Beauftragte des Départements Var, der Nachrichtenagentur AFP. Die meisten der Jugendlichen wollten weiter zu Familien oder Freunden nach Deutschland, in die Niederlande oder in die Schweiz. «Sie haben sich vorbildlich benommen und sich bei ihrem Abschied bedankt», fügte er hinzu.
Anders als das Aufnahmezentrum für die erwachsenen Migranten ist die Unterkunft für Minderjährige nicht abgesperrt. «Die Unterbringung ist Teil des Schutzes für Kinder. Das kann nicht bedeuten, sie einzuschliessen», betonte der Staatsanwalt von Toulon, Samuel Finielz.
Rechtsextremisten schlachten Minderjährige für Populismus aus
Rechtspopulistische Politiker nutzten den Vorfall, um die Migrationspolitik der Regierung zu kritisieren. «Unsere Regierung ist vorgeführt durch das Abhauen der 26 ‹Minderjährigen› der Ocean Viking», schrieb Marine Le Pen. «Die Franzosen sehen einmal mehr, dass das alles ausser Kontrolle geraten ist», so die Fraktionsvorsitzende des rechtsextremen Rassemblement National.
Erwachsene werden in Europa verteilt – oder abgeschoben
Zwei Drittel der erwachsenen Geflüchteten sollen auf andere europäische Länder verteilt werden. Deutschland wollte bis zu 80 aufnehmen. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hatte bereits angekündigt, mindestens 44 von ihnen abzuschieben. Etwa 60 Geflüchtete könnten hingegen Asyl beantragen.
Hilfsorganisationen kritisierten das Einrichten einer abgesperrten «internationalen Wartezone» für die Migranten der Ocean Viking auf der südfranzösischen Halbinsel Giens. Dort gebe es nicht genügend Übersetzer, Anwälte und Psychologen, um den Menschen bei ersten Gesprächen mit französischen Behörden zu unterstützen.
Der «Ocean Viking» wurde tagelang das Anlegen an italienischen Häfen untersagt. Frankreich hatte dem Schiff 174ausnahmsweise» das Anlegen in Toulon gestattet. Der Umgang mit der «Ocean Viking» hatte Streit zwischen Frankreich und Italien ausgelöst.