Mindestens 23 Kinder im Iran von Sicherheitskräften getötet
Das Wichtigste in Kürze
- Aktivisten rufen für Samstag zu weiteren landesweiten Protesten auf.
«Iranische Sicherheitskräfte haben widerrechtlich mindestens 23 Kinder getötet», teilte Amnesty Iran auf Twitter unter Berufung auf einen am Donnerstag veröffentlichten Bericht mit. Dieses Vorgehen untermauere, «mit welcher Brutalität» die Behörden versuchten, die Proteste im Land zu unterdrücken, erklärte Amnesty International am Freitag. Anderen Organisationen zufolge könnten die Zahlen sogar noch höher sein.
Bei den Opfern handelt es sich dem Amnesty-Bericht zufolge um 20 Jungen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren und drei Mädchen, von denen zwei 16 und eines 17 Jahre alt waren. Die meisten Jungen wurden demnach von Sicherheitskräften erschossen, drei Mädchen und ein Junge seien «nach tödlichen Schlägen durch Sicherheitskräfte» gestorben, hiess es in dem Bericht.
Die Proteste waren durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst worden. Die 22-Jährige war am 16. September in Teheran gestorben, nachdem sie dort drei Tage zuvor von der Sittenpolizei wegen des Vorwurfs festgenommen wurde, ihr Kopftuch nicht den Vorschriften entsprechend getragen zu haben.
Die im Iran ansässige Iranische Gesellschaft zum Schutz der Kinderrechte berichtete diese Woche zudem, Familien würden über das Schicksal ihrer verhafteten Kinder «im Unklaren gelassen». Dem iranischen Menschenrechtsanwalt Hassan Raissi zufolge würden einige Jugendliche in Einrichtungen für erwachsene drogenabhängige Straftäter inhaftiert. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hatte sich am Montag «sehr besorgt» über Berichte geäussert, wonach «Kinder und Jugendliche getötet, verletzt und festgenommen» worden seien.
Unterdessen gehen die Proteste unvermindert weiter. In Online-Videos, die von der Nachrichtenagentur AFP überprüft wurden, waren am Freitag Hunderte von Männern zu sehen, die nach dem wöchentlichen Freitagsgebet in der Provinz Sahedan im Südosten des Landes protestierten.
Trotz gesperrter Zugänge zu Internetdiensten und Online-Plattformen wie Instagram und WhatsApp riefen Aktivisten für Samstag die Menschen unter dem Motto «Der Anfang vom Ende!» zu einer grossen Beteiligung an weiteren Protesten auf. «Wir müssen auf den Plätzen präsent sein, denn das beste VPN ist heutzutage die Strasse», erklärten sie mit Hinweis auf virtuelle private Dienste, die zur Umgehung von Internetbeschränkungen verwendet werden.
Auch in Teheran dauerten die Proteste unterdessen weiter an. So entfernten die Behörden am Freitagmorgen am zentralen Valiasr-Platz in Teheran innerhalb von 24 Stunden ein Werbeplakat mit Dutzenden prominenten Hidschab tragenden Frauen, nachdem einige der Abgebildeten laut der Nachrichtenagentur Fars um Entfernung ihrer Bilder gebeten hätten - darunter auch die preisgekrönte iranische Schauspielerin Fatemeh Motamed-Arya.
In einem emotionalen Video forderte sie die Entfernung ihres Bildes. «Ich bin die Mutter von Mahsa, ich bin die Mutter von Sarina, ich bin die Mutter aller Kinder, die in diesem Land getötet werden, ich bin die Mutter des ganzen Iran, keine Frau im Land der Mörder», sagte sie in dem in Online-Medien verbreiteten Video.